der rechte rand
: Geschätzte Kameradin

In dem Sportverein tritt die junge Mutter freundlich auf. Zuvorkommend soll sie sein. Doch Ricarda Riefling bringt sich nicht nur voll bei der Schwimmabteilung des TSV Coppengrave ein. Politisch steht die 23-Jährige ihrem Mann, dem überregional bekannten Dieter Riefling – Leitungskader der „Freien Kameradschaften“ (FK) und NPD-Landtagskandidat in Niedersachsen – in nichts nach: Sie ist Mitglied der „Gemeinschaft Deutscher Frauen“, hält Reden vor Neonazis und richtet Schulungen aus.

„Raus aus den Hinterzimmern, rein in die Vereine“, auch diese NPD-Strategie setzt die überzeugte Neonazi-Frau in der niedersächsischen Gemeinde um. Gut 800 Menschen leben hier, 40 Minuten mit dem Auto von Hildesheim entfernt, wo Ricarda Riefling studiert.

„Sie ist sehr engagiert“ sagt Ehrhard Ziemke, Vorsitzender des 400 Mitglieder starken TSV. „Eine der sechs Mütter, die die Kinder regelmäßig zum Schwimmbad fahren.“ Schon im Kindergarten habe sie sich eingebracht. „Ricarda wird sehr geschätzt“, sagt Ziemke. Nie habe die stellvertretende Leiterin der Schwimmabteilung über die Alliierten gewettert, über die sie sonst schon mal sagt: „Sie haben uns nicht befreit, sie sind über uns hergefallen. In Begleitung von Mord, Folter, Vergewaltigung“. Auch über „KZ“ habe sie nicht gesprochen – die, meint sie ansonsten, habe es doch in „jedem Land“ gegeben.

Bewusst versuchen rechtsextreme Frauen sich zunächst bedeckt zu halten, um sich ins Gemeindeleben einzubringen. Längst haben NPD und FK erkannt, dass Frauen in Sachen Akzeptanz eine bessere Ausgangslage haben. Besonders über ihre Kinder gelingt es ihnen, sich im Gemeindeleben zu verankern. Ein Schnack über die Erziehung, ein Tipp bei Krankheiten – schon denken viele offenbar: „Nett.“

Anfang des Jahres fiel dem TSV dann auf, wer „Ricarda“ ist. Eine Debatte ist im Verein aber nicht aufgekommen.