„Wo sind denn die Neonazis?“

Das Bramfelder Kulturzentrum Brakula widerspricht einem taz-Bericht, nach dem es Kontakte zur rechten Szene haben soll. Im November ist eine Infoveranstaltung zum Thema geplant

UWE SCHMIDT, 44, studierte klassische Gitarre und anschließend Kulturmanagement. Er ist Geschäftsführer des Kulturzentrums Brakula. ANDREAS KRANE, 39, studierter Grundschullehrer, war Bassist bei der Hamburger Band „Kante“, bevor er im Brakula die Konzertplanung übernahm.

INTERVIEW DANIEL WIESE

taz: Herr Schmidt, die taz hat berichtet, dass Sie Ihre Button-Maschine an Mitglieder der rechten Szene verleihen. Kommt das öfter vor?

Uwe Schmidt: Wir sind nicht davon ausgegangen, dass es sich um Mitglieder der rechten Szene handelt. Wir haben unsere Button-Maschine an jemanden vom HSV-Fanclub verliehen. Die nennen sich „Bramfelder Jungs“ und wohnen in Bramfeld. Wir haben ihrer Internetseite geguckt und haben nichts gefunden, was dagegen spricht.

Die Jungs haben sich aber „Jungz“ geschrieben. Das haben sie jetzt zwar geändert, aber das könnte doch auf einen Zusammenhang hinweisen.

Schmidt: Trotzdem: Der die Maschine ausgeliehen hat, ist im Haus bekannt. Ich gehe nicht davon aus, dass er uns belogen hat.

Haben Sie viel mit der rechten Szene zu tun? Bramfeld gilt ja als eine Hochburg.

Schmidt: Wir wissen, dass es in Bramfeld viele Leute geben soll, die rechts sind, darunter auch drei bundesweit bekannte Größen. Aber wir haben bisher zu denen keinen Kontakt gehabt.

Sind Sie als ehemals linkes Kulturzentrum keine Zielscheibe für die?

Schmidt: Wir waren mal eine Zielscheibe, es gab dagegen auch mal eine Mahnwache im Haus, aber das ist schon länger her. Damals war das Vorgehen der Rechtsradikalen auch noch ein anderes. Wir wollen jetzt informieren, wie man rechtsradikale Strukturen erkennt. Wir machen demnächst eine Veranstaltung dazu.

Ein Thema ist das für Sie also schon.

Schmidt: Unbedingt, wir tun ja auch schon seit Jahren was. Wir haben hier integrative Angebote im Haus.

Sie wollen die rechte Szene integrieren?

Schmidt: Nein, wir versuchen, Ausländer zu integrieren. Wir wollen mehr Toleranz im Stadtteil schaffen, dass sich die Leute hier wohlfühlen, egal, welche Nationalität sie haben.

Haben es Ausländer in Bramfeld besonders schwer?

Schmidt: Nein, das glaube ich nicht. Das ist eher der Blick von außen, dass man weiß, hier sollen Rechtsradikale sein. Bramfeld ist ja so eine Zwischenstadt, und man weiß nicht so genau, was passiert hier hinter der Bramfelder Chaussee.

Haben Sie eigentlich noch einen linken Anspruch?

Schmidt: Ich privat vielleicht schon, aber nicht als Kulturzentrum. Ich finde es nicht angemessen für ein Kulturzentrum, einen linken oder sonst wie gearteten Anspruch zu artikulieren. Unsere Aufgabe ist es zu vermitteln.

Andreas Krane: Ich würde schon sagen, dass das wichtig ist. Unsere Infoveranstaltung zur rechten Szene, die im November geplant ist, soll der Startschuss für ein bürgerliches Bündnis sein. Da ist dann die Stadtteilkonferenz dabei, die Kirchen, die Parteien. Ich meine, wo sind denn die Neonazis? Es gibt diese Schulungszentren in Bremen und in Niedersachsen und wenn es die Zentren gibt, muss es doch auch die Leute dazu geben.

Macht die konservative Mehrheit der Bramfelder da mit?

Krane: Das werden wir dann sehen. Ich denke, dass es gut ist, überhaupt mal darauf aufmerksam zu machen. Viele Leute sind da ja ziemlich unbedarft und würden die Rechten wahrscheinlich gar nicht erkennen.

Schmidt: Ich denke, links oder rechts ist gar nicht mehr so die Frage. Es gibt Dinge, die wichtiger sind, die Alterung der Gesellschaft zum Beispiel oder ehrenamtliches Engagement. Das sind für uns gerade Themen. Wir machen ein Programm für alle Bramfelder und versuchen, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen.

Sie sehen sich eher als Moderator?

Schmidt: Ja, als Katalysator, als Moderator, als Ansprechpartner, auch als Kristallisationspunkt. Die Leute können hier ins Brakula kommen, unsere Räume, unser Knowhow steht ihnen zur Verfügung. Das ist ein sehr offenes und ein sehr freies Angebot. Da gehört auch die Button-Maschine dazu, die kann man auch nutzen. Und wir fragen erstmal nicht, welche Gesinnung die Leute haben.