Gelassen in die Niederlage

Zweimal war Julia Görges bereits daran gescheitert, das Viertelfinale eines Grand-Slam-Turniers zu erreichen. Und so versuchte die Profi-Tennisspielerin aus Bad Oldesloe mit einer eher unkonventionellen Art der Vorbereitung ihr Glück: Laisser-faire anstelle stets nur eiserner Disziplin, statt Akribie ein guter Schuss Genuss: Am Abend vor ihrem Australian-Open-Achtelfinalspiel gegen die Russin Ekaterina Makarova war sie Gast bei der Hochzeit ihres Fitnesstrainers Damian Prasad

Nun können aus solcher Gelassenheit im Sport schon mal die tollsten Erfolge entspringen – erinnert sei da nur an Dänemarks Gewinn der Fußball-EM 1992. Julia Görges aber gelang es nicht, den Grand-Slam-Fluch zu brechen: 3:6, 2:6 hieß es nun nach 69 Minuten – wieder war im Achtelfinale alles vorbei für die Norddeutsche, die bei dem von ihr so geliebten Turnier aufgetrumpft hatte wie zu ihren besten Zeiten.

Eben die liegen einige Jahre zurück: Am 5.März 2012 stand die heute 26-Jährige in der Weltrangliste auf Rang 15. Zwei WTA-Turniersiege, 2010 im österreichischen Bad Gastein und 2011 in Stuttgart, hatten dazu beigetragen. 2012 und 2013 lief es dann aber nicht wie gewünscht und das hatte auch mit einer schwerwiegenden Veränderung in Görges’ Leben zu tun: Wegen einer Kurzsichtigkeit von -6 Dioptrien hatte sie sich vor drei Jahren die Augen lasern lassen. Der Wiederbeginn auf dem Platz war schwierig: Wie klar plötzlich die Bälle flogen, das ist ungewohnt gewesen, sagte die 1,80 Meter große Görges.

Bei Turnieren war sie immer wieder schnell draußen, fiel dadurch in der Weltrangliste zurück. Zum Zeitpunkt ihrer Partie gegen Makarova belegte sie nur noch Rang 73. Von dort wird es nach dem guten Abschneiden in Australien aber in der heute neu aufgestellten Weltrangliste wieder ein wenig nach oben gehen.

In Melbourne geht Görges das Spiel leicht von der Hand. Da ist es kein Zufall, dass sie ihre drei Grand-Slam-Achtelfinalteilnahmen dort schaffte. In diesem Jahr war sie sogar die letzte aller an den Start gegangenen deutschen Profis gewesen: Nicht Angelique Kerber, Sabine Lisicki oder Andrea Petkovic kam diese Ehre zuteil, sondern der Stormarnerin Julia Görges.

Und doch: Ganz zufrieden war sie auch nicht mit ihrem Abschneiden down under: „Das war das schlechteste Spiel bei diesem Turnier“, sagte sie nach der Niederlage gegen Makarova. Aber: „Es wird irgendwann der Tag kommen, an dem ich im Viertelfinale eines Grand-Slam-Turniers stehen werde. Daran glaube ich fest“, sagte Görges geradezu trotzig. Die nächste Chance dazu bietet sich bereits im Mai, dann stehen in Paris die French Open an.  GÖR