UNTERM STRICH

Wohin man auch schaut, die Internationale der Empfindlichen und Beleidigten reckt ihre stählerne Faust. Letzte Woche mussten wir berichten, dass sich Konservative in Russland schwer mit einem Film tun, der für den Oscar in der Kategorie bester fremdsprachiger Film nominiert ist. „Leviathan“ von Andrei Swjaginzew empörte den russischen Kulturminister Wladimir Medinski, weil der Film „den Geist der Hoffnungs- und Sinnlosigkeit“ verbreite (siehe taz vom 25. Januar). Etwas weiter östlich, in Pjöngjang, erregte ein Missverständnis die Gemüter. Man dachte, die Berlinale, die am 5. Februar beginnt, zeige die Satire „The Interview“ von Evan Goldberg und Seth Rogen, und warnte die Festivalleitung. Der Film, der von einem fiktiven Mordkomplott gegen Kim Jong Un handelt und einen fiesen Hacker-Angriff auf die Produktionsfirma Sony Pictures nach sich zog, läuft aber gar nicht bei den Berliner Filmfestspielen, sondern ab dem 5. Februar regulär im Kino. Ob Pjöngjang jetzt dem Hauptverband Deutscher Filmtheater droht?

  In Polen ist es der ebenfalls Oscar-nominierte Film „Ida“ von Pawel Pawlikowski, der eine nationalkonservative Stiftung irritiert. Sie hält den Film, der von einer jungen Nonne in den 60er Jahren erzählt, für „antipolnisch“. Das Polnische Institut für Filmkunst sieht sich mit einer Petition konfrontiert, die Nachbesserungen an dem Film fordert; unterzeichnet haben sie bisher mehr als 20.000 Menschen. Der Hintergrund ist, dass man in der Vorgeschichte zur eigentlichen Handlung sieht, wie Polen während des Zweiten Weltkriegs ein jüdisches Paar ermorden. Das, so die Kritiker, könne den Eindruck erwecken, Polen seien für die Verbrechen an Juden verantwortlich gewesen.