LESERINNENBRIEFE
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Aufmerksamkeitsdefizit

■ betr.: „Katholiken sind keine Kaninchen“, taz vom 21. 1. 15

Der Präsident der Kaninchenzüchter, Erwin Leowsky, hat offensichtlich ein Aufmerksamkeitsdefizit, seine Spießigkeit und Rechthaberei sind schlichtweg peinlich. Ich liebe Tiere und habe selber Kaninchen, aber den Papst finde ich trotz seines schier unglaublich taktlosen und unqualifizierten Karnickel-Fauxpas einfach klasse. Bei diesem Papst ist der Name wahrhaft Programm, in Wort und in Tat. IRA BARTSCH, Lichtenau-Herbram

Häsinnen von Böcken trennen

■ betr.: „Katholiken sind keine Kaninchen“, taz vom 21. 1. 15

Da hat doch der oberste Hirte, Papst Franziskus, seinen Schäfchen mahnend ins Stammbuch geschrieben, dass sie sich nicht „wie Karnickel“ vermehren sollen.

Dieser Vergleich mit ungezügelter Fortpflanzungsbereitschaft hat nun die Karnickelzüchter auf den Plan gerufen, die ihre mümmelnden und vermeintlich ständig rammelnden Schutzbefohlenen diskreditiert fanden und umgehend rehabilitierten. So sei das gemeine Wildkaninchen (Oryctolagus cuniculus) bezüglich seines Fortpflanzungstriebs überhaupt nicht mit dem von ihnen betreuten Exemplar des gemeinen Hauskaninchens (Oryctolagus cuniculus forma domestica) vergleichbar. Ein Fachmann von den Breiniger Karnickelzüchtern R300 wusste zu berichten, dass der Züchter die Fortpflanzung seiner Prachtexemplare gut einschränken kann. Und zwar dadurch, dass er die Häsinnen von den Böcken trennt. Genial!

Was mag wohl das Ovis orientalis aries catholica (das gemeine katholische Hausschaf) zu dieser aus Sicht des Oberhirten vermutlich unproblematischen, innovativen und zukunftsträchtigen Methode der Verhütung sagen? HELMUT MALMES, Stolberg

Mehr dumpfbackige Parolen?

■ betr.: „Nicht nur reaktionäre Ossis“, taz vom 24. 1. 15

Peter Unfrieds Telefonat mit Prof. Patzelt endet in der Sackgasse. Es gebe für die Pegida-Demonstranten eine „Repräsentationslücke“ im politischen System. Was, bitte, sollte repräsentiert werden, damit die Lücke geschlossen wird? Mehr dumpfbackige Parolen im Bundestag? Mehr Nationalstaat wie „damals“? Mehr christliches Abendland im konfessionsschwachen Osten? Den Nicht-Nazis, die bei Pegida unter falscher Flagge liefen, müsse man – so Unfried in seiner Conclusio – ein Angebot machen. Wie könnte dieses Angebot lauten? Dazu schweigt des tazisten Höflichkeit. Kein Wort, Endes des Kommentars. Mir fällt kein Angebot ein. Das beruhigt mich. MANFRED HARTMANN, Unna

Bemerkenswert ignorant

■ betr.: „Haudraufs schlagen sich für ihren Höhenflug“, taz vom 23. 1. 15

Es erschließt sich mir auch nach mehreren Jahren der Berichterstattung nicht, warum ausgerechnet die taz immer wieder ausführlich über Mixed Martial Arts berichtet. Ist das der redaktionsinterne Widerstand gegen die ansonsten eher pazifistische und feministische Ausrichtung der taz?

Geradezu bemerkenswert ignorant finde ich die Aussage, dass es mehr deutsche Top-Kämpfer bräuchte, um MMA – und vor allem Ultimate Fighting – in Deutschland zu propagieren. Wenn man diese Gladiatorenkämpfe schon unter Sport einordnen will, dann müsste der erste Schritt sein, sich in Deutschland endlich eindeutig von rechten Schlägern zu distanzieren. Eine Gewaltorgie bleibt das Ganze aber auch danach. Und was eine „Ästhetik des Zuschlagens“ ist, möge mir die Sportredaktion bitte beizeiten erklären. ANJA K. PETERS, Neubrandenburg

Schweben und Stimmen hören

■ betr.: „Oft stinken die Seelen“, taz vom 23. 1. 15

Also, liebe tazler, ihr müsst euch schon an eure eigenen Maßstäbe halten! Da predigt ihr seit den Charlie-Hebdo-Anschlägen, dass Religionen unaufgeklärt, irrational und eines modernen Menschen unwürdig sind und daher Ziel größtmöglichen Spottes sein sollten. Und dann kommt ihr ohne jegliche ironische Distanzierung mit einer ganzen Seite über einen dem Augenschein nach geistig gestörten „Schamanen“ daher, der „schweben“ kann und „Stimmen“ hört!

Warum wird über diesen Spinner nicht Hohn und Spott ausgegossen? Jeder hat das Recht, verarscht zu werden, sagte mal Harald Schmidt. In dem Sinne: Gleiches Recht für alle! MARTIN HOEFS, Siegburg

Kriegsverbrecher alle miteinander

■ betr.: „Viele sehen keine Alternative zum Krieg“, taz vom 22. 1. 15

Bravo für eure Unterstützung des patriotischen Nationalismus, der die kriegerische Auseinandersetzung mit der eigenen Bevölkerung in Kauf nimmt mithilfe des IWF. Mein tiefster Dank an erwähnten Journalisten Ruslan Kozaba, der sich nicht an diesem brudermörderischen Krieg beteiligen möchte. Das ist die einzige menschliche Haltung, wenn man nicht zum Menschenschlächter werden möchte. Grüße auch an die deutschen Afghanistankrieger mit ihrem Blut an den Händen, was kein deutsches Gesetz erlaubt. Kriegsverbrecher alle miteinander. STEPHAN POPOVIC, Stuttgart