KOMMENTAR: SVEN-MICHAEL VEIT ÜBER DIE ELBVERTIEFUNG
: Ausbaggern um jeden Preis

Eine Schwächung des Hafens: Das ist in Hamburg das Top-Tabu

Die Ausbaggerung der Elbe hat dreierlei Aspekte: Erstens ist sie ökologisch nicht vertretbar, zweitens wird sie ökonomisch immer fragwürdiger – und drittens wird sie dennoch durchgeführt werden. Alles andere als die Realisierung des technisch Möglichen und wirtschaftspolitisch Gewünschten wäre eine Abkehr von den Prinzipien des technokratischen Regierens in Berlin, Hamburg und Brüssel. Und die ist nicht zu erwarten.

Die Umweltverträglichkeit einer erneuten Elbvertiefung wird da kein Hindernis sein. Dafür werden einfach ein paar neue Biotope geschaffen, irgendwann und irgendwo. Dass heute noch nicht mal die Elbvertiefung von 1999 ausgeglichen ist, kümmert höchstens die Löffelente.

Das finanzielle Argument verblasst hinter der volkswirtschaftlichen Gesamtbetrachtung. Eine halbe Milliarde Euro für die Elbphilharmonie mögen Zweifel an der Sinnhaftigkeit des Konzerthauses säen. Eine vermeintliche Schwächung des Hafens aber: Das ist in Hamburg das Top-Tabu.

Zumeist gelang es der Stadt, ihr Tor zur globalisierten Welt zur nationalen Aufgabe zu erklären. Auch die Bundesregierung und alle Wirtschaftsverbände glauben, dass der deutsche Wohlstand von der jederzeitigen Erreichbarkeit der Häfen in Hamburg und Bremen abhängt, und so ganz falsch ist das auch nicht.

Also muss die Elbe tiefer werden – um jeden Preis.