Unterirdische Stromleitungen können explodieren

Hochspannungstrasse von Hessen nach Niedersachsen soll mit Abstand von Wohngebieten gebaut werden. Vor Beginn des Raumordnungsverfahrens hat sich die Landesregierung aber offenbar auf überirdische Kabel festgelegt

Ober- oder unterirdisch? Im Streit darüber, wie die insgesamt 300 Kilometer lange Hochspannungsleitung zwischen Wahle im Landkreis Peine und dem nordhessischen Mecklar gebaut wird, versuchte Friedrich-Otto Ripke, Staatssekretär im für Raumordnung zuständigen Agrarministerium, gestern zu beschwichtigen. Die vor Ort umstrittene 380-Kilovolt-Leitung solle in bis zu 200 Metern Entfernung von Wohngebieten verlegt werden, obwohl nur 40 vorgeschrieben sind, sagte Ripke. Offenbar bevorzugt er aber oberirdische Mega-Masten.

In welcher Form die Stromautobahn bis 2015 gebaut wird, wollte Ripke nicht sagen. Das werde das in Kürze eingeleitete Raumordnungsverfahren klären. Allerdings gibt es für den Staatssekretär offenbar gewichtige Gründe, die dafür sprechen, die von den Anrainern geforderte unterirdische Verkabelung nur in Ausnahmefällen zuzulassen. Erdkabel sind laut Ripke nicht nur gut fünfmal so teuer wie Freileitungen, die „hochsensible Technik“, die es in Deutschland bislang nur in Berlin gibt, habe auch ihre Tücken. „Bei einem Leck explodiert das Kabel – es wird einen richtigen Krater geben“, sagte Ripke. Außerdem erforderten auch unterirdische Kabel oberirdische Eingriffe: Pro Leitungskilometer eine zehn mal drei Meter große „Verbindungsmuffe“, alle 35 Kilometer ein größeres Bauwerk, um die Spannung zu halten. Zudem müsse oberirdisch ein breiter Korridor freigehalten werden. Ripke: „Ein Mast stört das Landschaftsbild, unter dem Mast kann aber gearbeitet werden.“

Wo genau die Trasse des Energiekonzerns Eon verlaufen soll, soll das Raumordnungsverfahren ab Anfang Oktober klären. Zu Stellungnahmen eingeladen sind zunächst Behörden und Kommunen, anschließend werden die Pläne einen Monat lang ausgelegt, damit Anwohner Stellungnahmen und Beschwerden abgeben können. KSC