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: Winkelmaiers suchen nach den schönsten Spielsachen

Seien wir ehrlich, das Image des Pfadfinders benötigt dringend einen Relaunch. Nein, sexy ist sie nun wirklich nicht, die Vorstellung, mit kurzen Hosen durchs Unterholz zu kriechen und abends am Lagerfeuer zur Gitarre Liedgut zweifelhaften Ursprungs zu intonieren. Auch heute, ein Jahrhundert nach seiner Erfindung, lässt sich der Pfadfinder immer noch einteilen in Sippen und Gilden, Meuten, Rudel und Stämme. Donald Duck’s Enkel Tick, Trick und Track prägten zusätzlich den Ruf des Pfadfinders als penetranter Besserwisser. Und nicht zuletzt hängt über der ganzen Veranstaltung der Ruch der Pädophilie. Alles Vorurteile natürlich, böse zudem. Die man deshalb an diesem Wochenende revidieren lassen sollte: Denn der Bund der Pfadfinder und Pfadfinderinnen e.V. (BdP) begeht 100 Jahre Pfadfinderei mit „Berliner Aktionstagen“. Im FEZ in der Wuhlheide kommt der Pfadfinder aus ganz Deutschland zusammen zum Zelten und Feiern: Heute ab 13 Uhr, morgen ab 10 Uhr und das bei freiem Eintritt. Begleitet wird das Lager von einem Kongress, auf dem die obersten Pfadfinder untereinander und mit der Politik die Inhalte und Methoden, Gegenwart und Zukunft des Pfadfinden diskutieren. Konkret geht es um „Frieden, Gerechtigkeit und Internationalität“, verspricht der BdP. Selbst vor dem Schloss Bellevue wird das Jubiläum begangen. Dort, im Garten des Bundespräsidenten campieren seit gestern 200 Pfadfinder aus aller Welt. Das wird ihn freuen: Schließlich war Horst Köhler in seiner Kindheit selbst mal ein Pfadfinder. Die „Neuen Briefe“, die sogenannte Führungsschrift des BdP, freuen sich schon darauf, nachprüfen zu dürfen, ob der alleroberste Deutsche noch des Feuermachens fähig ist. Dass Köhler allerdings in alter Verbundenheit das Zelt dem bundespräsidentalen Federbett vorgezogen hätte, das ist nicht verbürgt.

Der Pfad im Netz: www.pfadfinden.de