Kremlchef Putin sieht Legionäre der Nato am Werk

UKRAINE-KONFLIKT Tote und Verletzte bei Gefechten. Neue EU-Sanktionen gegen Moskau möglich

MOSKAU/BERLIN dpa/afp/taz | Russland wehrt sich nach dem Raketenbeschuss der südostukrainischen Stadt Mariupol mit mindestens 30 Toten gegen Vorwürfe aus dem Westen. Präsident Wladimir Putin machte am Montag die Ukraine für den Angriff verantwortlich. Die ukrainische Armee benutze Zivilisten als Kanonenfutter. Kiews Soldaten seien die Auslandslegion der Nato, die Russland geopolitisch eingrenzen wolle, sagte Putin bei einem Treffen mit Studenten in Sankt Petersburg.

Außenminister Sergei Lawrow warf dem Westen vor, er missbrauche den Tod von Zivilisten in der Ukraine, um eine „antirussische Hysterie“ zu schüren und neue Sanktionen gegen Moskau auf den Weg zu bringen. „Wir sehen, wie versucht wird, den Friedensprozess zu behindern, und wie die Kiewer Führung immer wieder versucht, das Problem mit Gewalt zu lösen“, meinte der Chefdiplomat. Die Militäraktionen der Aufständischen seien eine Reaktion auf vorangegangene Angriffe der Regierungstruppen. „Es wäre naiv zu erwarten, dass die Volkswehr zusieht, wie auf Befehl des ukrainischen Präsidenten ihre Städte von Artillerie und der Luftwaffe beschossen werden“, sagte Lawrow der Agentur Interfax zufolge.

Auch nach dem Raketenbeschuss von Mariupol lieferten sich ukrainische Regierungstruppen und prorussische Aufständische erneut heftige Gefechte. Das Militär berichtete von mindestens 7 getöteten und 24 verletzten Soldaten innerhalb von 24 Stunden. Aus der ostukrainischen Separatistenhochburg Lugansk wurden zudem zwei getötete Zivilisten gemeldet. Die Separatisten drängten nach eigener Darstellung die Regierungskräfte bei dem Verkehrsknotenpunkt Debalzewo nordöstlich von Donezk zurück.

Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) schließt im Ukraine-Konflikt neue Sanktionen gegen Russland nicht mehr aus. Bei einem Treffen mit seinem lettischen Kollegen Edgars Rinkevics in Berlin warnte Steinmeier am Montag die prorussischen Kämpfer vor Angriffen auf die Stadt Mariupol. „Ein Angriff oder gar eine Offensive, breit angelegt in Richtung Mariupol und darüber hinaus, das wäre eine qualitative Veränderung der Situation, die uns reagieren lassen muss.“

Die Außenminister der EU treffen sich an diesem Donnerstag zu einer Sondersitzung. Erneut appellierte Steinmeier an Kiew und Moskau, die Vereinbarungen des jüngsten Berliner Ministertreffens für eine Pufferzone umsetzen zu helfen. Bislang gibt es keine Anzeichen, dass der Abzug von schweren Waffen begonnen hat.