hamburger szene
: Netzkaros und Lederhosen

Pünktlich zum Beginn des Oktoberfestes waren sie an den Gemüsestand gekommen. Das Pärchen, dessen männlicher Part eine Lederhose trug. Die aber fiel mir zunächst gar nicht auf, denn meine Augen waren zu beschäftigt mit dem netzartigen Stoff, der grobflächig auf ihren Schenkeln eine Strumpfhose bildete. Große Netzkaros auf den Schenkeln, sinnliche Lippen, viel wildes, dunkles Haar und eine große, ja, gerade zu hausfrauliche Bestellung.

„Von den Schneidebohnen anderthalb Pfund“, verlangte sie und hatte dabei so gar nicht das durchschnittliche Alter von Kundinnen, die ansonsten Schneidebohnen mitnahmen. Nein, sie war dafür doch viel zu jung. Ihre männliche Begleitung, ja, der hatte das richtige Alter für sowas. Und, wie gesagt, er hatte Lederhosen an, vielleicht gar zu eng in seinem Schritt, eine jugendlich dünne Gestalt und dazu koloriertes, irgendwie auch dünnes Haar.

Er würdigte ihre Bestellung sogleich mit einem Kuss, woraufhin sie fuhr fortfuhr: „Und dazu noch anderthalb Kilo Spinat.“ Dann weiteten sich ihre Augen ein wenig ungläubig, als sie sah, wie ausladend anderthalb Kilo Spinat so aus einer dieser grünen Plastiktüten quollen, und deshalb bot ich ihr eine Extra-Tüte zum Tragen an.

Ihr Partner übernahm dann das Bezahlen, und die beiden verließen einander küssend den Stand. Im Gehen zog sie mit der Hand, die nicht mit dem Gemüse befasst war, ihren kurzen Rock ein wenig runter.REBECCA CLARE SANGER