DIE WORTKUNDE

Die von SprachwissenschaftlerInnen ins Leben gerufene Initiative „Anglizismus des Jahres“ hat für 2014 das Wort Blackfacing auf Platz eins gewählt. In den nordamerikanischen Minstrel Shows des 19. Jahrhunderts war das Blackface eine Köstumierung Weißer, die sich ihr Gesicht schwarz anmalten. Bekannte Blackface-Darsteller wie Joel Sweeney oder Emmett Miller spielten so närrische Personen – immer trottelig, aber fröhlich.

Aufgrund der Stigmatisierung und der unwürdigen Reduktion komplexer Identitäten ist der Begriff „Blackfacing“ ursprünglich rassistisch konnotiert. Außerdem werde, so die Jury-Begründung, „der betroffenen Gruppe die Fähigkeit abgesprochen, sich und ihre Erfahrungen selbst darzustellen“.

In der deutschen Sprache gibt es bisher kein eigenes Wort für diese Maskierung, die hierzulande jedoch sehr wohl und in letzter Zeit immer häufiger praktiziert wird. Zuletzt malten sich etwa Fußballfans der deutschen Nationalelf beim WM-Spiel gegen Ghana ihre Gesichter schwarz an. Ende 2013 sorgte die „Wetten dass ..?“-Stadtwette für Aufregung, als sich mehrere AugsburgerInnen als Jim Knopf verkleideten. Die Sternsingertradition, bei der sich ein Kind das Gesicht schwärzen muss, gehört ebenso zum Phänomen Blackfacing.

Bei so viel eigenem Blackfacing wird es eigentlich Zeit für ein deutsches Wort dafür. Das könnte dann „Wort des Jahres“ werden. 2016 oder 2017 – wann immer der nächste Idiot sich das Gesicht schwarz bemalt. JSP