Wieder Tote und Verletzte bei Gefechten im Donbass

UKRAINE Strategisch wichtiger Ort Debalzewo stark umkämpft. EU droht mit verschärften Sanktionen

Von Debalzewo geht eine Bahnverbindung nach Moskau, Charkow und Lugansk

AUS KIEW BERNHARD CLASEN

„Die Stadt Debalzewo ist von den Kämpfern der Volksrepublik Donezk umzingelt.“ Das berichtet die Donezker Lehrerin Galina, die gute Kontakte zur Führung der „Volksrepublik Donezk“ unterhält, am Telefon. Bald, so Galina, werde man die Städte Debalzewo und Peski „befreit“ haben.

Völlig anders stellt sich die Lage für die Kiewer Zentralregierung dar. „Obwohl der Feind regelmäßig Nachschub erhält, kann er strategisch wichtige Orte wie Debalzewo oder Mariupol nicht einnehmen“ erklärte Andrei Lysenko, Pressesprecher des Nationalen Sicherheitsrats. Sämtliche Attacken, so Lysenko, seien abgewehrt worden, der Gegner habe empfindliche Verluste hinnehmen müssen.

Gleichzeitig hat die ukrainischen Seite auch eigene Verluste bei Gefechten um den Eisenbahnknotenpunkt Debalzewo eingeräumt. In den vergangenen 24 Stunden, so ein ukrainischer Militärsprecher, seien 9 Soldaten getötet und 29 verletzt worden. Die Kämpfe um den strategisch wichtigen Ort Debalzewo seien die bisher schwersten. Dieser liegt 70 Kilometer nordöstlich der von den prorussischen Separatisten gehaltenen Stadt Donezk. Von Debalzewo geht eine direkte Bahnverbindung nach Moskau, nach Charkow und Lugansk. Bei einer Einnahme von Debalzewo könnten die Separatisten den gesamten Nachschub aus Russland über die Bahn abwickeln.

Aber auch in anderen ostukrainischen Orten wird gekämpft. Bewohner des Donbass berichteten von Kämpfen um Gorlowka, Jenakiewo, Peski, Makejewka und Olchowatka. An einem Checkpoint im Donezker Vorort Marinka riss ein Selbstmordattentäter zwei ukrainische Soldaten mit in den Tod. Der ukrainische Unterhändler Viktor Medwedtschuk hatte am Montag in Donezk mit der Führung der „Volksrepubliken“ von Donezk und Lugansk verhandelt. Beobachter vermuten, er habe die Führung der Aufständischen von einem Angriff auf Debalzewo abhalten wollen.

Unterdessen erklärte das Kiewer Parlament Russland zum Aggressor. In einer Erklärung forderten die Parlamentarier die UNO, das EU-Parlament, die parlamentarische Versammlung der Nato und nationale Parlamente auf, die Sanktionen gegen Russland zu verschärfen und die „Volksrepubliken“ von Donezk und Lugansk als terroristische Organisationen einzustufen.

Unterdessen haben die EU-Staats- und Regierungschefs Russland mit einer Verschärfung der Sanktionen im Ukraine-Konflikt gedroht. „Angesichts der sich verschlechternden Lage“ in der Ostukraine forderten sie die EU-Außenminister auf, „angemessene Handlungen in Betracht zu ziehen, insbesondere weitere restriktive Maßnahmen“.