Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?

RÄTSEL Ab Mittwoch verhandeln SPD und Union über eine Koalition. Nach dem Scheitern von Rot-Grün steht Klaus Wowereit unter Erfolgsdruck. Doch wer ist Frank Henkel, der Mann, der die CDU in Berlin wieder regierungsfähig machen will?

Die Frisur

Was würde wohl Udo Walz sagen? Nach der Wahl hatte sich der Promi-Friseur um das Wohl der Wowi-Tolle gesorgt – sie war zwischenzeitlich weggerutscht, und der Regierende sah so irgendwie poppermäßig aus aus wie sein Finanzsenator. Frank Henkel würde das nicht passieren. Es gibt aber auch keine Tolle zu bändigen. Frank Henkel ist der Herr Kaiser von der Hamburg-Mannheimer, den es nicht in den Budapester Puff, sondern in die Berliner Politik verschlagen hat. Am besten kommt seine leicht gegelte Dieter-Bohlen-Frisur deshalb am Stadtrand an, in Lichtenrade, Frohnau und Ahrensfelde. In diesen Hochburgen der CDU könnte es bald heißen: Glatze ist out.

Die Brille

Schon lange vor dem Wahlkampf hat sich Frank Henkel für randlos entschieden. Ein kluger Schachzug mit einer klugen Botschaft: offen statt ausgrenzend. Die Ränder überlässt er anderen. Burkard Dregger etwa, der sagte: „Wer, wie Wowereit, Ausländern das Wahlrecht geben möchte, der löst das deutsche Staatsvolk als Souverän unserer Verfassungsordnung auf.“ Oder Peter Trapp: „Ich bin für Intelligenztests bei Einwanderern.“ Henkel aber ist qua Nasenfahrrad anschlussfähig in alle Richtungen. In alle? Im taz-Interview wurde er mal gefragt, warum taz-LeserInnen CDU wählen sollen. Statt irgendwas mit green economy oder Kreativwirtschaft zu sagen, antwortete er: „Ich bin sicher, dass sich Ihre Leser wohl und sicher fühlen wollen.“

Die dunkle Seite

Was sind schon ein paar Jahre Schafspelz gegen ein Leben lang Wolf. Die taz zählt auf: Seit 25 Jahren besitzt er das CDU-Parteibuch, von 1991 bis 2009 war er Vorsitzender des Unions-Ortsverbands Dorotheenstadt. Der gelernte Außenhandelskaufmann saß in der Bezirksverordnetenversammlung Mitte, zog 2001 ins Abgeordnetenhaus ein, schlug als Generalsekretär drei Jahre lang auf den politischen Gegner ein, bevor er 2008 die bisherige Krönung seiner politischen Karriere genießen durfte. Nacheinander wurde er CDU-Fraktionschef im Parlament, dann Landeschef der Partei und sitzt damit auch im Bundesvorstand der Union. Sogar die dunkelste Zeit der Berliner CDU hat Henkel aus nächster Nähe miterlebt: Kurz vor dem Bruch der großen Koalition 2001 war er ein halbes Jahr lang Leiter des Büros des damaligen Regierenden Bürgermeisters Eberhard Diepgen. Henkel setzte sich im Jahr 2009 für das Volksbegehren „Pro Reli“ ein, auch weil er als Schüler in Ostberlin wegen seiner Religion benachteiligt gewesen sei. Über seiner Bürotür im Abgeordnetenhaus hängt eine Jesusfigur am Kreuz.

Der Anzug

In Gottfried Kellers Novelle „Kleider machen Leute“ geht es um einen Schneidergesellen, der sich in bestes Tuch hüllt – und als Hochstapler entlarvt wird. Das muss Frank Henkel nicht befürchten. Zwar posierte er im Wahlkampf mit schwarzem Rollkragenpullover (intellektuell) oder mit Maßanzug (seriös), am besten freilich steht ihm der dunkelblaue Zweireiher mit goldenen Manschettenknöpfen. Der neue starke Mann der CDU knüpft damit nahtlos an den Luden-Look der Westberliner Frontstadt-CDU (Otto Schwanz) an. Immerhin: Henkel muss den Anzug – anders als Grünen-Fraktionschef Volker Ratzmann – nicht im Schrank lassen.

Die Schuhe

Zeig mir deine Schuhe, und ich sag dir, wer du bist. In diese Falle ist Frank Henkel nicht getappt. Weder trägt er einen Monkstrap der Marke Lietzenburger Straße noch einen Ku’damm Oxford, der eine Nummer zu groß für ihn wäre. Frank Henkels Schuhe sind unauffällig, aber modisch; schlicht, aber nicht proll. Das lässt nicht nur auf Standfestigkeit hoffen (innere Sicherheit, Integration), sondern auch auf Beweglichkeit (innere Sicherheit, Integration). Und wenn ihm einer mal was in die Schuhe schieben will, trägt er sie einfach eine Nummer kleiner. Ganz nach dem Motto von Mark Twain, der einmal gesagt hat: „Wer alle Sorgen dieser Welt vergessen will, braucht nur Schuhe zu tragen, die eine Nummer zu klein sind.“

Die harten Fakten

Frank Henkel ist gebürtiger Berliner. Er kam 1963 auf der Ostseite der Mauer zur Welt. 1981 ging er mit seiner Familie in den Westen.

Henkel sitzt seit 2001 für die CDU im Abgeordnetenhaus. Zunächst als innenpolitischer Sprecher, später auch als Generalsekretär machte sich der studierte PR-Berater und Außenhandelskaufmann einen Namen als Hardliner.

2008 war Henkel lachender Dritter im parteiinternen Machtkampf zwischen Fraktionschef Friedbert Pflüger und Landeschef Ingo Schmitt. Am Ende übernahm Henkel beide Posten und wurde so unausweichlich CDU-Spitzenkandidat für die Wahl 2011.

Henkel ist katholisch, aber ledig.