Kurzkritik: Die CD „We love St. Pauli“
: Hip und heute

Beim FC St. Pauli reicht die Erinnerung immer bis zum letzten Aufstieg. Oder maximal bis zum letzten Sieg gegen die Bayern. Aber davor? Die 80er? Die 70er? Da ist nichts. Was vor allem damit zu tun hat, dass der FC St. Pauli kein Traditionsverein im klassischen Sinn ist. St.-Pauli-Fan ist man nicht, weil es der Großvater schon war. St.-Pauli-Fan ist man, weil der Verein die Gegenwart feiert und nicht die geografische, sondern die geistige Verbundenheit anspricht.

Schnell war da den Leuten vom Hamburger Label Tapete Records in der Nacht des Aufstiegs klar, dass eine St.-Pauli-CD zur neuen Saison her muss – und zwar eine, auf der aktuell tätige und angesagte Musiker vertreten sind. Hipness und Vielfalt haben die Auswahl bestimmt. Was den Sampler „We love St. Pauli“ abhebt etwa von der Saisonstart-CD des Traditionsvereins Werder Bremen, auf der vor allem alte Rockkracher neu vertont von vergangenen Zeiten erzählen.

Die Rotzgitarren von Turbonegro sind auf „We love St. Pauli“ vertreten neben dem Wohlfühl-Pop von Bernd Begemann und Dirk Darmstaedter, Bo Flower & Biba rappen neben einer Gröl-Ode von Station 17. Nicht alle Künstler haben ihre Beiträge eigens für die CD produziert und es haben auch nicht immer alle mit Fußball zu tun. Aber das macht nichts: „We love St. Pauli“ steckt auf kurzweilige Art ab, was sich die Macher unter dem Feld vorstellen, auf dem sich die St.-Pauli-Fans tummeln. Und der Erlös – geht an das Trinkwasserprojekt Viva Con Agua. Klaus Irler