Atomcluster in der Kritik

WIDERSTAND Umweltschützer fordern die sofortige Stilllegung aller Atomanlagen rund um Lingen

Gegen den Atomstandort Lingen wächst der Widerstand. 120 Anti-Atom-Initiativen und Umweltschutzverbände unterstützen inzwischen die Resolution, die die sofortige Stilllegung des AKWs Lingen II und der dortigen Atom-Brennelementefabrik fordert. „Damit hat sich die Zahl der Unterstützer allein in den vergangenen zwei Monaten verdoppelt“, sagt Udo Buchholz vom Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU).

Das niedersächsische Lingen ist Zentrum eines atomindustriellen Clusters im Nordwesten Deutschlands: Kurz hinter der Landesgrenze in NRW arbeitet die Urananreicherungsanlage Gronau, die jedes zehnte AKW weltweit mit Brennstoff versorgen kann. Im niederländischen Almelo arbeitet eine ähnliche Anlage. In der vom französischen Areva-Konzern betriebenen Fabrik in Lingen wird das angereicherte Uran dann zu Brennelementen montiert.

„Das AKW Lingen soll erst 2022 stillgelegt werden“, sagt der Atomkraftgegner Buchholz. Dabei sei die Atommüll-Entsorgung völlig ungeklärt – und eine Zwischenlagerung vor Ort nicht genehmigungsfähig, ergänzt Angelika Claußen von der Vereinigung der Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW): Das Bundesverwaltungsgericht habe im Fall des AKW Brunsbüttel entschieden, dass die dortige Atommüll-Lagerung rechtswidrig sei. Damit sei auch die Betriebsgenehmigung für Lingen hinfällig.

„Niedersachsens grüner Umweltminister Stefan Wenzel muss jetzt handeln“, fordert BBU-Sprecher Buchholz – auch die Brennelementefabrik sei altersschwach und produziere immer wieder meldepflichtige Störfälle. Unterstützt werden die Atomkraftgegner auch von Parteifreunden Wenzels: Neben Linken und Piraten haben auch 18 grüne Kreis- und Ortsverbände die Resolution unterzeichnet.  WYP