MUSIK

hört auf den Sound der Stadt

TIM CASPAR BOEHME

Das musikalische Großereignis dieser Tage, das Festival CTM, steuert auf sein zweites, abschließendes Wochenende zu und hat das an formatradiofernen elektronischen und anderen „abenteuerlichen“ Klängen interessierte Publikum vollständig im Griff. Vollständig? Vielleicht wagt der eine oder die andere ja doch kurze Seitenblicke auf das Konzertprogramm im Windschatten dieses schroff-schönen Monolithen, der vor seiner Akronymisierung noch Club Transmediale genannt wurde. So empfiehlt es sich, am Donnerstag im Del Rex vorbeizuschauen, wo zwei italienische Improv-Projekte den Abend bestreiten: Mare di Dirac setzt sich aus den teilanonymisierten Noise-Musikern Lorenzo A., Luca D. und Daniele D. zusammen, die unter anderem auf Knochen musizieren, das Duo Soviet Love hingegen verwendet als Grundzutaten Gesang (Annalisa Pascai Saiu) und Bass (Michele Anelli). Für diesen Auftritt gesellt sich der norwegische Schlagzeuger Ole Mofjell hinzu (Ringbahnstr. 29, 21 Uhr).

Ein weiterer improvisierender italienischer Musiker ist am Freitag im WestGermany zu erleben. Dort gastiert der Schlagzeuger Andrea Belfi, seit Jahren fester Bestandteil der Berliner Improv-Bewegung, mit seinem jungen Welburn/Rishaug/Belfi Trio, einer Zusammenarbeit mit dem Bassisten James Welburn und dem Klangkünstler Alexander Nishaug. Es ist mit dichten, sich langsam entwickelnden rhythmischen Strukturen zu rechnen (Skalitzer Str. 133, 21 Uhr).

Den Samstag könnte man durchaus ebenfalls jenseits des CTM verbringen, wenn man so wollte, dann würde man allerdings riskieren, einige besonders hoch gehandelte Künstler zu verpassen. Mit den größten Vorschusslorbeeren bedacht wird dabei das US-amerikanische Duo 18+, das seinen avancierten Erwachsenen-R&B im Yaam vorstellen wird. Die beiden Digitalkünstler Justin Swinburne und Samia Mirza, die seit dem Jahr 2011 zusammenarbeiten und bis zu ihrem Debütalbum „Trust“ im vergangenen Herbst ausschließlich im Internet auf sich aufmerksam machten, beschäftigen sich in ihren Songs bevorzugt mit sexuellem Begehren und dessen verschlungenem Verhältnis zu den sozialen Medien (An der Schillingbrücke, 23 Uhr, 25 €).

Am Dienstag könnte man sich dann überlegen, den Aufsturz aufzusuchen, wo das Sextett Club Jazz Debakel musiziert. Tonangebend sind dabei die Saxofonisten Wanja Slavin und Henrik Walsdorff – und ganz besonders der Gitarrist John Schröder, der gern mit unvorhersehbarem Einsatz seines Instruments überrascht. Versprochen werden Hardbop, Jazzfunk und ausdrücklich „No Standards“ (Oranienburger Str. 67, 20 Uhr, 5 €).