VOM FINDEN
: Kleines Glück

Blitzschnell steckte ich die Schwämme in meine Tasche. Uff

So gut wie immer bücke ich mich, wenn ich auf dem Gehweg ein Geldstück liegen sehe. Meistens handelt es sich um 1-Cent-Münzen. Wie heißt es so schön? Wer den Pfennig …? Genau. Und das gilt selbstverständlich auch für den Cent.

Nur einmal ist mir was Blödes bei der Ehrung eines Cents passiert. Ich sah auf dem Gehweg so eine Münze liegen und steckte sie als Glücksbringer in die Hosentasche. Als ich mich kurz umdrehte, bemerkte ich, dass auf gleicher Höhe ein obdachloser Mann gegen die Hauswand gelehnt hockte und schlief. Ich hatte das Gefühl, den armen Teufel beklaut zu haben. Aber ich fand es dann übertrieben, den Cent wieder auf den Gehweg zu legen.

Neulich an der Warschauer Straße sah ich auf dem Trottoir, wenn man dieses Wort angesichts des desolaten Zustands ebendieses dort sagen kann, etwas, das eher selten auf der Straße zu finden ist. Küchenschwämme, eine 6er-Packung, in Pink, Gelb und Rosa. Die praktischen Topfreiniger müssen jemand auf dem holprigen Gehweg, der durch einen Bauzaun auf einen schmalen Durchgang reduziert war, aus dem Korb gefallen sein. Wegen genau dieser Enge und Hoppelei war ich vom Rad abgestiegen und näherte mich langsam den bunten Schwämmen.

Was sollte ich tun? Weitergehen? Bücken und mitnehmen? Der Mann vor mir schien sich das Gleiche zu fragen und zögerte den Bruchteil eines Moments, kurz stehen zu bleiben oder weiterzugehen. Er verpasste den Moment, und da griff ich blitzschnell zu, bog ebenso blitzschnell, als wäre ich auf der Flucht, um die Ecke, stellte mein Fahrrad vor die Sparkasse und steckte die Schwämme in meine Tasche. Uff.

Ich kam mir vor, als hätte ich etwas geklaut. Dabei hatte ich nur etwas mitgenommen, was es in jeder Drogerie für so wenig Geld gab, dass man die paar Cent dafür locker auf der Straße finden konnte. BARBARA BOLLWAHN