HAMBURGER SZENE VON ILKA KREUTZTRÄGER
: Versandet

Hach ja, die Elbe. Was gibt es besseres, als an einem der letzten schönen Samstage des Jahres bei 25 Grad mit dem Rad zum Falkensteiner Ufer zu fahren: die nackten Füße in den Sand stecken, ein Buch, die Jacke als Kopfkissen. Nach einem kurzen Schläfchen eben noch die Verabredung per SMS nach hinten verschieben, die Stadt muss warten. Das Smartphone schiebe ich meinen Schuh, damit es nicht vollsandet.

Ein vollbeladenes Containerschiff fährt auf dem Fluss vorbei und lässt zwei Kanuten winzig aussehen. Als ich die Bucht elbabwärts schaue, sehe ich Leute hektisch aufspringen. Die wissen wohl nicht, dass so ein Containerriese eine kleine Welle macht, denke ich und schaffe es selbst gerade noch, aufzuspringen, Tasche und Schuhe hochzureißen, ehe ich beinahe hüfttief im Wasser stehe.

Hinter mir werden die ersten von der Welle umgerissen. „Der Frachter war wohl ein paar Tonnen schwerer als sonst, wie?“, sagt ein Mann, der meinen Schuh etwa zehn Meter weiter aufgesammelt hat. Bis auf Sand ist nichts mehr darin. „Vielleicht taucht es ja wieder auf, wenn Ebbe ist“, sagt eine trocken gebliebene Frau und bietet mir ihr Handtuch an.

Ab sofort bin ich auch gegen die Elbvertiefung. Und sollte jemand bei Ebbe am Elbstrand ein Telefon finden: Ich nehme es auch nass zurück.

Hach ja, scheiß Elbe.