Torfstecher bauen Tiefwasserhafen

Nach Gerichtsentscheidung wurde der Bauauftrag für den Jade-Weser-Port neu vergeben: an das Konsortium des Papenburger Unternehmens Bunte. Der tatsächliche Baubeginn ist wegen Umwelt-Klagen aber weiter offen

Das Konsortium des Papenburger Bauunternehmers Bunte soll den Jade-Weser-Port bauen. Das hat gestern der Aufsichtsrat der Jade-Weser-Port-Realisierungsgesellschaft auf Vorschlag der beiden Geschäftsführer Helmut Werner und Jürgen Holtermann einstimmig beschlossen. Wann das Bauvorhaben starten kann, sei aber „noch unklar“, teilte Bunte mit: Vor Gericht seien noch Eilanträge von Umweltschützern anhängig. Die Umweltschützer befürchten, dass Lebensräume von Pflanzen und Tieren zerstört und Anwohner durch Lärm und Erschütterungen gestört werden.

Derweil nahm Bremens Wirtschaftssenator Ralf Nagel (SPD) demonstrativ den Geschäftsführer von Bremenports, Jürgen Holtermann, gegen Angriffe aus Hannover in Schutz. Holtermann hatte eine Vergabe des Auftrags an die Hochtief-Gruppe betrieben und war damit vor der Vergabekammer und nun dem Oberlandesgericht Celle gescheitert. „Ich kann nicht erkennen“, sagte Nagel, „dass da etwas falsch gemacht wurde.“

In dem juristischen Streit um das Bauvorhaben hatte das Oberlandesgericht Celle den zunächst erteilten Zuschlag für den Baukonzern Hochtief gekippt, nachdem Bunte erfolgreich geklagt hatte. Die zuvor ausgeschiedene Firma Wayss & Freytag hatte auf eine Beschwerde verzichtet.

Gleichzeitig richtete Nagel gestern eine Botschaft an das Konsortium Bunte: Er erwarte, dass Bunte und Partner „mit der notwendigen Professionalität und Qualität innerhalb des Kosten- und Zeitrahmens das Projekt realisieren“.

„Froh und stolz“ zeigte sich Bunte-Gruppe darüber, „diesen Auftrag für eine mittelständisch strukturierte Unternehmensgruppe im harten Wettbewerb mit international aufgestellten Konzernen verbuchen zu können und damit den Beweis antreten zu können, gerade als Mittelständler im internationalen Vergleich wettbewerbsfähig auftreten zu können“. Bunte bedankte sich ausdrücklich bei den „Mitarbeitern in den Unternehmen, die auch in Zeiten größter Bedrängnis den Glauben an die Richtigkeit des von uns eingeschlagenen Weges nicht verloren haben“. Nicht vergessen wolle man „die politischen Vertreter, die über das gesamte Verfahren uns unterstützt haben, als auch diejenigen, die nach dem OLG-Urteil damit angefangen haben.“

Der Streit scheint nach dem monatelangen Tauziehen um das 480-Millionen-Projekt keineswegs beendet zu sein. Darauf deutet hin, dass das Unternehmen Bunte per Pressemitteilung „der Auftraggeberschaft als auch dem zukünftigen Betreiber unsere konstruktive Zusammenarbeit“ anbot. In Anspielung auf eine Bemerkung des Bremenports-Chefs, Bunte betrachte sich selbst als Papenburger „Torfstecher“-Betrieb und könnte insofern von dem Hafenprojekt überfordert sein, heißt es in der Mitteilung: „Wir sind stolz, aus einer Region zu kommen, in der man noch weiß, wie der Torf gestochen wird.“

Das „Baulos 1“, um das es bei dem Streit ging, umfasst die Aufspülung von Flächen, Baggerarbeiten und den Bau der Kaje. Zu der Arbeitsgemeinschaft unter Führung von Bunte gehören die Josef Möbius Bau-Aktiengesellschaft, Hamburg, das Bauunternehmen Heinrich Hecker, Oldenburg, und Ludwig Voss Hoch- und Tiefbau, Cuxhaven. kawe