Minister ohne freudige Erregung

Nun also doch: Im Januar wechselt der SPD-Pragmatiker Lothar Hay ins Kieler Innenministerium und macht dem dortigen Noch-Hausherrn Ralf Stegner Platz an der Spitze der Landtagsfraktion. Ein Opfer sei das nicht, sagt Hay

„Es ist kein Opfer“: Das musste Lothar Hay mehrmals erklären bei der Pressekonferenz, bei der die SPD gestern ihre Personalpläne vorstellte. Hay, zurzeit Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion in Kiel, wechselt Mitte Januar ins Innenministerium, das Ralf Stegner verlässt: Dies hatte er in der vergangenen Woche angeboten, um die kriselnde Koalition mit der CDU zu retten. Stegner braucht einen neuen Posten, will er doch als Spitzenkandidat bei der nächsten Landtagswahl antreten. Der Fraktionsvorsitz bietet sich an – doch hatte Hay, der dem Landtag seit 1992 angehört und die Fraktion seit November 1998 führt, zunächst gezögert.

„Alles, bloß nicht Innenminister, lieber setze ich mich in die hinterste Bank“, sagte Hay in der vergangenen Woche. Um sich tags darauf zu korrigieren: Das sei eine „ironische Bemerkung“ gewesen. Nun gehe er zwar „nicht freudig erregt“ ins neue Amt, aber er freue sich auf die neue Aufgabe: „Es ist ein günstiger Zeitpunkt, etwas Neues zu beginnen.“

Der künftige Innenminister ist 57 Jahre alt, verheiratet und Vater von drei Kindern. Er stammt aus dem Örtchen Hattstedt in Nordfriesland – gar nicht weit weg von Nordstrand, der Heimatinsel des Ministerpräsidenten Peter Harry Carstensen. Politische Erfahrungen sammelte der studierte Hauptschullehrer in der Flensburger Ratsversammlung, der er von 1978 bis 1992 angehörte, ab 1986 als Stadtpräsident. Der SPD trat er 1970 bei, war lange Zeit Kreisvorsitzender in Flensburg und wurde 1992 direkt in den Kieler Landtag gewählt.

Pragmatisch sei er, Mann des Ausgleichs – ein „sanfter Sozi“, schreibt das Flensburger Tageblatt. „Ein hoch anständiger Kollege“, lobt FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki, und Carstensen nannte ihn einen „immer verlässlichen Partner“.

Im neuen Amt muss Hay vor allem die geplante Verwaltungs- und Strukturreform umsetzen – eine undankbare Aufgabe, denn es gibt sowohl Probleme mit den Kommunalpolitikern als auch Streit mit der CDU um die richtigen Weg. Ralf Stegner kündigte an, er wolle dazu bis Weihnachten noch einiges vorlegen. Aber er sagte auch: „Der Prozess danach wird noch schwierig genug.“ ESTHER GEISSLINGER

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