Off-Kino
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

Die Erforschung der Unterwasserwelt des Meeres mit modernen Mitteln durch Forscher wie Jacques-Yves Cousteau und Hans Hass begann in den 1930er-Jahren. Wobei „modern“ damals gerade einmal selbst gefertigte Tauchanzüge und wasserdicht gefummelte Foto- und Schmalfilmkameras meinte. Einen großen Fortschritt bedeutete dann 1942 die Aqualunge mit Pressluftflaschen, die den Taucher im Meer unabhängig machte, doch erst in den 50er-Jahren ließen es Tauch- und Kinotechnik wirklich zu, einen profunden filmischen und vor allem farbigen Blick in die Tiefen der Ozeane zu werfen. Nun entstanden allerdings gleich mehrere Filme fast gleichzeitig, darunter „Le monde du silence“ (Die Welt der Stille, 1955) von Jacques-Yves Cousteau und Louis Malle, den der „Kommandant“ an der Filmhochschule IDHEC aufgetan hatte. Ein Jahr zuvor hatte der Österreicher Hans Hass bereits sein „Unternehmen Xarifa“ in die Kinos gebracht – doch während Hass’ wissenschaftliche Ambitionen ganz unbestreitbar waren, fiel der Film mit seinen kleinen Spielhandlungen, in deren Mittelpunkt der Regisseur seine hübsche Frau Lotte gestellt hatte, eher „kommerziell“ und publikumsorientiert aus. Dagegen betont „Le monde du silence“, der als erster Dokumentarfilm 1956 die Goldene Palme beim Filmfestival in Cannes gewann, von Beginn an den seriösen wissenschaftlichen Anspruch. Auch wenn einige der angewandten Methoden heute reichlich dubios erscheinen: dass die Mannschaft wie im Rausch Haie erschlägt, weil Seeleute nun einmal Haie hassen, oder dass man schnell einmal eine kleine Dynamitsprengung vornimmt, um anschließend die Fischleichen zu zählen und in Formalin zu tunken, würde heute natürlich nicht mehr durchgehen. Aber es macht den Film authentisch. Doch dann gibt es natürlich auch die wirklich spektakulären Bilder von den mit irrer Geschwindigkeit durchs Meer pflügenden Delphinen, den bunten Korallen, dem Spiel mit einem verfressenen Zackenbarsch und Meeresschildkröten sowie dem Tauchgang zu einem Wrack. „Le monde du silence“ schließt die kleine Tierfilmreihe „Tiere sehen dich an!“ im Zeughauskino ab.

Dazu passend: Uwe Müllers exzellent fotografierter Tier-Kinderfilm „Gordos Reise ans Ende der Welt“, der die Geschichte des Hundes Gordo erzählt, den es in Feuerland unter die Straßenköter verschlägt. Dabei vermittelt der Film in kindgerechter Weise etwas über Biologie, Verhalten und die komplizierten Lebensbedingungen der Tiere, die sich in den verschiedenen Stadtvierteln des Ortes Ushuaia mit Betteln, Stehlen und Mülldurchforsten über Wasser halten. Ein intelligentes Werk, dem man selbst als ausgewiesener Hundefilmhasser seinen Respekt zollen muss.

Kein inhaltlicher Bogen lässt sich hingegen zu Karl Valentin und seiner Partnerin Liesl Karlstadt schlagen, die einmal mehr der Ordnung kleinbürgerlicher Existenz mit sagenhafter Umständlichkeit, bitterer Logik und der Lust an der Zerstörung zu Leibe rücken. Zu sehen in solchen absurden Stücken wie „Der Firmling“ oder „Die Orchesterprobe“.

LARS PENNING

„Le monde du silence“ (OmenglU) 27. 9. im Zeughauskino

„Gordos Reise ans Ende der Welt“ 27. 9.–3. 10. im Titania-Palast

„Der Firmling“ 3. 10. in den Eva-Lichtspielen“; „Orchesterprobe“ u. a. 1. 10. im Arsenal