Texas exekutiert weiter

Bald 27. Tötung seit Jahresanfang. Verfassungsgericht der USA nimmt Klage gegen Hinrichtung mit Spritze an

HUNTSVILLE ap ■ Ungeachtet einer gerade vom US-Verfassungsgericht zur Entscheidung angenommenen Beschwerde richtet Texas zum Tode Verurteilte weiter mit der Giftspritze hin. In Huntsville wurde am Dienstag der 49-jährige Michael Richard mit der umstrittenen Methode getötet. Neun Minuten nach der Injektion wurde der wegen eines 1986 begangenen Mordes verurteilte Richard für tot erklärt. In dem US-Staat mit den meisten Hinrichtungen im gesamten Bundesstaat steht heute die 27. Hinrichtung des Jahres an.

Der Oberste Gerichtshof in Washington hatte wenige Stunden zuvor einen Einspruch gegen Hinrichtungen mit der Giftspritze zur Beratung angenommen. Das Verfassungsgericht nahm die Beschwerde von zwei Todeskandidaten aus Kentucky an, die mit der Hinrichtungsmethode die Verfassung verletzt sehen. Sie erklärten, der Giftcocktail aus drei Medikamenten bedeute eine grausame Bestrafung und verstoße deshalb gegen die Verfassung.

Alle 37 US-Staaten, die Hinrichtungen mit der Giftspritze ausführen, verwenden die gleiche Substanz. Sie besteht aus einem Narkosemittel, einem Muskel-Entspannungsmittel und einem Wirkstoff, der das Herz aussetzen lässt. Kritiker der Todesstrafe erklären, wenn der Verurteilte nicht ausreichend betäubt werde, erleide er schreckliche Schmerzen, ohne schreien zu können.

Es ist das erste Mal seit 1879, dass das Oberste Gericht einen Einspruch gegen eine Hinrichtungsmethode zur Entscheidung angenommen hat. Seit der Wiederaufnahme von Hinrichtungen in den USA 1976 wurden dort 1.099 Menschen exekutiert, 928 von ihnen mit der Giftspritze.