Sammy, 35, Laborassistent

Nach der Schule habe ich zuerst in einer Plastikfabrik gearbeitet. Ich wollte Geld verdienen, um meine Eltern zu unterstützen und meine Ausbildung zu finanzieren. Als ich 24 war, hatte ich genug Geld zusammen und habe eine Ausbildung an der School of Health and Technology angefangen. Das ist eine sehr große Schule, die dem Gesundheitsministerium untersteht.

2007 habe ich meinen Abschluss gemacht. Die Prüfungen waren im Osten des Landes, weit von Lagos, wo ich wohnte. Zwei Wochen lang hatte ich jeden Tag Examen. Ich musste so viel lesen! In der Zeit habe ich kaum geschlafen, sondern jede Nacht gelernt und mich von Moskitos stechen lassen. Du kannst eh nicht schlafen, weil es da so viele Moskitos gibt – dann kannst du auch gleich lernen. Aber es war hart, ich dachte schon, ich schaff’s nicht, aber dann habe ich es doch geschafft. Danach habe ich als Laborassistent im Krankenhaus gearbeitet. Ich wollte Geld verdienen um mich weiter auszubilden.

2009 gab es politische Unruhen bei den Wahlen und ich bin nach Libyen gegangen. Aber weil ich das Land zu Fuß erreichte und nicht mit dem Flugzeug, hatte ich kein Visum. Ohne Visum kriegst du auch keinen richtigen Job. Ich habe also auf dem Bau gearbeitet und mich mit kleinen Jobs über Wasser gehalten. Arabisch lernt man schnell. Ich kenne keinen Schwarzen, der in eine Arabisch-Schule gegangen ist – man lernt das auf der Straße. Als der Krieg kam, floh ich nach Italien. Ich dachte: Da kann ich endlich wieder meinem Beruf nachgehen! Aber nix da. In Italien kannst du nicht bleiben. So kam ich nach Hamburg.

Ich will einfach wieder als Laborassistent arbeiten. Und ich will meine Schwester unterstützen, die studiert in Nigeria. Aber nächstes Jahr ist sie schon fertig und ich habe sie bis jetzt noch gar nicht unterstützt.  KSCH