Sparen der Wissenschaft

UNI-HAUSHALT

Und ewig grüßt – ach nein, doch nicht: Zwei Tage nach dem Murmeltiertag probiert’s der Akademische Senat der Bremer Uni noch einmal. Und wohl zum letzten Mal: Am 4. Februar um 8.30 Uhr will das zentrale Beschlussorgan der Uni zusammentreten, um, dafür ist es ja da, etwas zu beschließen.

Ob das glückt, ist allerdings eher fraglich: Bei den zwei vorherigen Versuchen, am 17. Dezember und am vergangenen Mittwoch, haben Studierende die Sitzung gesprengt. Auf der Tagesordnung stehen daher weiterhin die Entwürfe dafür, wie mit der Kürzung des jährlichen Etats um acht Millionen Euro umzugehen ist: Ursprünglich hatte das Wissenschaftsressort angeregt, den stark frequentierten, aber mäßig reputierten Psychologie-Studiengang abzuwickeln. Doch die Idee wurde zurückgenommen, weil die Psychos massiv protestiert und unter anderem auf dem Marktplatz eine Karton-Installation aufgebaut und anschließend zerstampft hatten.

Jetzt ist man darauf verfallen, kleine, forschungs- und drittmittelstarke Institute zu streichen, wie beispielsweise das Zentrum für Humangenetik, eine von deutschlandweit fünf auf zytogenetische Diagnostik spezialisierte Einrichtungen: Sein Leiter, Jörn Bullerdiek, zählt zu den weltweit meist zitierten Wissenschaftlern im Forschungsgebiet „Myome der Gebärmutter“. Bundesweit auch einem breiten Publikum bekannt ist seit der Causa Karl-Theodor zu Guttenberg der Direktor des Zentrums für Europäische Rechtspolitik, der Staatsrechtslehrer Andreas Fischer-Lescano: Auch seine Einrichtung soll geschlossen werden. Dabei spielt sie an Fremdgeldern fast zwei Millionen Euro jährlich ein – also mehr als das Zehnfache der Kosten, die sie verursacht. Die Schließung kann man selbst mit ausgeprägter Diskalkulie nicht für wirksames Sparen halten.

Sollte kommenden Mittwoch auch der dritte Anlauf scheitern, hätte das Folgen: Es wäre die Selbstverwaltung vom Tisch. Laut Hochschulgesetz hat nämlich der Rektor nicht nur ein „Letztenscheidungsrecht“, er darf auch „anstelle des zuständigen Organs Maßnahmen und Entscheidungen treffen“, wenn die durchs zuständige Gremium „nicht rechtzeitig herbeigeführt werden“ können. Zur Januar-Blockade gab es keine neue Erklärung, im Dezember allerdings hatte der Rektor Bernd Scholz-Reiter bereits öffentlich bedauert, dass der Protest eine Diskussion über die notwendigen Fragen verhindere. Dann würde, so seine Befürchtung, „mittelfristig die Politik reagieren“, etwa „indem sie die Neubesetzung von Professuren auf Eis legt“, was am Ende „die Lehre beeinträchtigen“ würde.  BES