Stifter gegen Stifter

Das Marcks Haus streitet mit der Stadt über seine Zuschüsse. Hintergrund sind strittige Interpretationen

In der jüngsten Sparliste des Senats ist auch das Marcks Haus gelistet. Zwischen „Anhebung der Hafengebühren“ und einer eventuellen Privatisierung des Waller Medienzentrums wird die Verbesserung der „Förderaktivitäten“ des Bildhauermuseums gefordert. Hinter diesem Terminus verbirgt sich nicht nur ein ebenso neuartiges wie noch geheimes, in Arbeit befindliches öffentlich-privates Finanzierungsmodell. Sondern auch die seit Anfang der 90er schwelende Auseinandersetzung um den Anteil der Stadt an den Betriebskosten.

Seit vier Jahren wird dieser Streit auch juristisch ausgetragen. Im Kern geht es dabei um die Interpretation eines Satzes aus der Gründungsurkunde der Marcks-Stiftung von 1969: „Alle sich aus der Erfüllung des Stiftungszwecks ergebenden laufenden Kosten sind zu tragen“ – von der Stadt als Mitstifterin. Im Gegenzug brachte Marcks 400 Plastiken, 1.000 Druckgrafiken und 12.000 Handzeichnungen in das Stiftungsvermögen ein. Der aktuelle Marktwert dieser Erblassung wird auf 35 Millionen Euro geschätzt.

Derzeit bringt das Marcks-Haus fast die Hälfte des Jahresetats von rund 780.000 Euro selbst auf. Von einer Erfüllung der Verpflichtungen seitens der Stadt könne also keine Rede sein, sagt Direktor Jürgen Fitschen. Ebenso wichtig wie die Erhöhung des rückläufigen Zuschusses ist für Fitschen die Klärung grundlegender Kompetenzen: Die Stadt bestreite das Recht der Stiftung, autonom Haushaltspläne aufzustellen.

Das Kulturressort wiederum sieht „nachhaltige wirtschaftliche Probleme“ im Marcks-Haus und fordert dessen Leitung auf, sowohl die Bremer Haushaltsnotlage als auch „die eigenen Möglichkeiten realistisch“ einzuschätzen. Diese Formulierung von Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz (SPD), die auf einen gütlichen Vergleich hofft, zielt offenbar auf den Anspruch des Hauses: nicht nur den Nachlass des Namenspatrons zu verwalten, sondern „das Bildhauermuseum im Norden zu sein“. Allerdings ist eben diese Erweiterung des Stiftungszwecks Ende der 80er auf Betreiben der Stadt zu Stande gekommen. HB