Variation der Variationen

TANZ Ende der 70er revolutionierte Lucinda Childs mit Philip Glass und Sol LeWitt im Stück „Dance“ den Postmodernen Tanz. Nun ist die legendäre Choreografin mit einer Rekonstruktion wieder auf Tour

Auch die legendäre Choreografin erlebt man heute Abend in zwei Versionen

VON ROBERT MATTHIES

Im Grunde war die Rekonstruktion immer schon die letzte Konsequenz des ursprünglichen Stückes. Bahnbrechend war 1979 das Zusammentreffen von Philip Glass’ minimalistischer Komposition, Lucinda Childs minimalistisch-repetitiver Choreografie dazu und Sol LeWitts auf eine meterhohe, transparente Leinwand projizierter Videoarbeit als einzigem bühnenbildnerischen Element im Stück „Dance“, mit dem die drei Avantgardist_innen den Postmodernen Tanz so nachhaltig beeinflussen sollten. Eine komplex synchronisierte, mit beständigen Wiederholungen der abstrakten Bewegungen und zugleich mit kleinsten Verschiebungen und Konkretisierungen arbeitende Variation des einen auf das jeweils andere, eine präzise kalkulierte Konfrontation und Interaktion der verschiedenen Medien und eine programmatische Herausforderung an dominante Vorstellungen von Tanz.

Seit zwei Jahren nun tourt die reaktivierte Lucinda Childs Dance Company wieder mit einer gefeierten Rekonstruktion des Avantgarde-Klassikers. Mit elf Tänzer_innen, die meisten jünger als das Stück, digitalisiertem Film und neu eingespieltem Soundtrack treffen nun nicht nur Zählzeiten aufeinander. Und auch die legendäre Choreografin wird man heute Abend in zwei Versionen erleben: Nicht nur auf der Leinwand als zeitgereistes Alter Ego ihrer neuen Tänzer_innen, sondern auch um dreißig Jahre gereift im Publikumsgespräch.

■ Do, 13. 10. bis Sa, 15. 10., 20 Uhr, Kampnagel, Jarrestraße 20