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Der Rand im Zentrum – Eine Werkschau von Andrei Schwartz

Ab heute sind sie in einer Reihe zu sehen: Seine Dokumentarfilme über Roma, die von der Mülltrennung leben, Badende am Pier, Gefangene im Hochsicherheitsgefängnis von Bukarest, Leprakranke in einem abgelegenen Tal. Der Badefilm ist auf der Krim gedreht, drei Filme in Rumänien. Sie ermöglichen eine Sicht auf das Land im Osten Europas jenseits der üblichen Stereotype.

Der Dokumentarfilmer Andrei Schwartz aus Hamburg hat eine Vorgeschichte: 1973 kam er nach dem Abitur in die BRD und studierte in Hamburg Geschichte und Kommunikationswissenschaft. Aufgewachsen ist Schwartz in Rumänien. So hat er gegenüber dem klassischen westeuropäischen Regisseur, der dort hinkommt und etwas erfahren will, zwei Vorteile. Er spricht rumänisch und er kennt das Land. Beides ist seinen Filmen anzumerken. Auffällig ist seine Nähe zu den Protagonistinnen der Filme.

Auf der Kippe läuft heute als Eröffnungsfilm. Schwartz hat sechs Monate in „Dallas“, einer Roma-Siedlung am Rande einer Müllkippe der rumänischen Stadt Cluj, Klausenburg, verbracht. Er schafft es, ihren Alltag zu zeigen. So zeigt er die Bewohnerinnen von Hütten und Baracken: Wie sie ihr Leben meistern, wie Lebensfreude aufscheint, trotz der gesellschaftlichen Ausgrenzung, die ihnen zum Überleben nur den Müll lässt.

Geschichten aus dem Lepratal läuft am Freitag. Im Mittelpunkt stehen die Leprakranken in Tichileti, der letzten Leprastation Europas: „Mich hat in Tichileti am meisten verwundert, wie wenig diese Leute trotz ihrer Gebrechen und der jahrelangen Isolierung zu Patienten mutiert sind. Sie sind in erster Linie Männer und Frauen geblieben, die mit allen Wassern gewaschen sind“, so Andrei Schwartz.

Am Pier von Apolonovka läuft am Sonntag. Auch hier spielt sich alles in einem kleinen, abgeschlossen wirkenden Raum ab – dem Pier, einem schmalen Betonstreifen. Anders als in seinen drei in Rumänien gedrehten Filmen sind die ProtagonistInnen am Pier nur temporär, es ist nicht ihr Zuhause. Obschon dass bei Einigen anders scheint.

Jailbirds – Geschlossene Gesellschaft läuft am Samstag. Er zeigt Männer und Frauen, die im überfüllten Hochsicherheitsgefängnis Radova vor den Toren der rumänischen Hauptstadt Bukarest eingesperrt sind. Schwartz porträtiert einige im Trakt der zu lebenslänglichem Freiheitsentzug verurteilten Männer. Durch seine Art des Filmens, der behutsamen Annäherung, entstehen so auch in diesem Hochsicherheitsgefängnis Gespräche, in denen sich die ProtagonistInnen öffnen. Er fragt nicht von oben herab. Schwieriges, Unangenehmes wird ausgesprochen. Schwartz begegnet seinen ProtagonistInnen auf Augenhöhe, unterstützt von einer Kameraführung und einem Filmschnitt, welcher den Porträtierten Raum lässt. Gaston Kirsche Do, 13. 10. bis So, 16. 10. 11, Lichtmeß-Kino, Gaußstraße 25, jeweils 20.00 Uhr. Der Regisseur Andrei Schwartz ist an allen Abenden anwesend.