Gutes, knappes Gut: die taz

Ab heute startet die neue Werbekampagne der taz – denn sie ist immer noch wahrer Luxus. Oder wollen Sie etwa, dass wir ein Massenblatt werden?

Werbung ist wie Liebe. Man kann sie nicht erklären. Und warum sie wirkt, weiß auch keiner. Da lässt sich die Frage, warum die taz immer noch Luxus ist, schon leichter beantworten.

Bei Luxus geht es nicht ums Haben, sondern ums Demonstrieren. Darin ist die taz ganz groß. Außerdem möchten wir emanzipierte Konsumenten. Wer ein Baccarat-Glas am Klang erkennt, weiß bestimmt auch einen exklusiven Text zu würdigen. Gut für uns. Menschen in Maßanzügen schätzen den Wert der Arbeit. Wir auch. Den besten Züchter für Koi-Karpfen zu kennen, hat sehr wohl etwas mit Wissen zu tun. Vorhanden. Eine Patek Phillipe zeigt Respekt vor Handwerkskunst und Rafinesse. Super. Sie verstehen nichts von alledem und mögen einfach nur die taz? Gekauft.

Die letzte Abo-Kampagne hat 7.500 Probeabos gebracht. Das ist wahrlich ein sehr erlesener Kreis. Wahrer Luxus also. Es gibt tatsächlich weniger taz-LeserInnen als Centurion Card Holder. Auch die gelegentlichen Lieferschwierigkeiten unserer Zeitung kann man wohlwollend als Verknappung der Güter gelten lassen. Noch ein Beispiel für den Luxus der taz: Das neue Millionärs-Magazin RICH gibt es nicht zu kaufen. Es wird an die entsprechenden Haushalte direkt geliefert. Auflage der RICH: 100.000 Stück. Auflage der taz: 60.000. Merken Sie was?

Die taz ist so lange Luxus – bis wir ein Massenblatt sind. Wenn das passiert, können auch wir nicht mehr mit Luxus werben. Dann tun wir es mit: Wahrheit. Schwelgen Sie besser jetzt in Ihrer taz. Eine luxuriösere Zeitverschwendung kann man für 1,30 Euro nicht haben. Denn es ist Liebe.   NINA SCHOENIAN