Ofenschlupfer und Maultaschen

Ein Restaurant in Ottensen bietet schwäbische Küche an. Das ist gut für alle, die genug haben vom asiatisch-mediterranen Einerlei und etwas Überraschendes essen wollen. Buabaspitzle zum Beispiel

Das Böckinger Feldgeschrei ist bis nach Ottensen zu hören. Dort ist in der Großen Brunnenstraße das Restaurant „Die Schwäbin“ versteckt. Karin Amos, ehemals Betreiberin einer Computerschule für Frauen, bietet Spezialitäten an, die nicht nur kuriose Namen tragen sondern auch überraschend schmecken.

Das Feldgeschrei etwa, auch Gaisburger Marsch genannt, ist ein Eintopf aus klein geschnittenem Ochsenfleisch, Kartoffelschnitzen und Spätzle in einer kräftigen Brühe. Gewöhnungsbedürftig ist der Gegensatz zwischen den fast süßen Spätzle und den Kartoffeln, die in diesem Gericht leicht bitter schmecken.

Um die Namen ranken sich Anekdoten, für die wir uns nicht verbürgen wollen. Nachvollziehbar erscheint die Darstellung von Karin Amos, dass das Gericht bei den Stuttgartern „Gaisburger Marsch“ heißt, weil Gaisburg ein Stadtteil der Landeshauptstadt ist, während die Heilbronner „Böckinger Feldg’schrei“ sagen, weil Böckingen zu Heilbronn gehört.

Amos selbst ist in Heilbronn geboren. Sie hat als Pharmazeutin in einer Apotheke und in der Industrie gearbeitet. Weil sie sich selbständig machen wollte, gründete sie eine Computerschule für Frauen. „Die Kürzungen im Sozialbereich“, wie Amos erzählt, hätten dem Projekt den Garaus gemacht. Also überlegte sie sich die Unternehmerin aus Leidenschaft etwas Neues.

Dass es ein Restaurant wurde, sei Zufall gewesen. Amos suchte nach einer Idee, mit der sie sich vom existierenden Angebot abheben konnte. Sie stellte eine schwäbische Köchin ein und kramte in ihrer Erinnerung nach den typischen Gerichten ihrer Heimat. Heraus kam „von ellem ebbes“ – von allem etwas – wie der Hauptteil der Speisekarte überschrieben ist.

Als Amuse Geuele serviert die Wirtin zuerst Brot mit Griebenschmalz – Schweinefett mit gewürfelter, ausgelassener Schweineschwarte. Als Vorspeise kommt „a Flädlessupp“ in Betracht: in Streifen geschnittene Pfannkuchen in Brühe.

Zu den Hauptgerichten gehören einfache Dinge wie Linsen mit Spätzle, aber auch Spezialitäten, die in der eigenen Küche nicht ohne weiteres herzustellen sind. Maultaschen zum Beispiel: Teigtaschen, etwas größer als Ravioli und traditionellerweise mit weißem Wurstbrät gefüllt. Es gibt sie in Brühe, aber auch gebraten und gebacken. Maultaschen und Wurst bezieht Amos von dem Heilbronner Metzger Nothwang. Schupfnudeln wiederum, die bildhafterweise „Buabaspitzle“ heißen, werden mit Sauerkraut gegessen. Amos offeriert auch Zwiebelrostbraten vom Rind.

Zum Nachtisch gibt es „Kratzede“ – Kaiserschmarrn –, Grießpudding oder „Ofenschlupfer“: einen Auflauf aus altbackenen Brötchen, Äpfeln und Milch. Dazu gibt es Vanillesoße. KNÖ

Die Schwäbin, Gr. Brunnenstraße 41, www.dieschwaebin.de