„Es ist alles dabei“

Gestern eröffnete in Hamburg die bundesweit erste Job-Messe für Migranten. Das Angebot reicht vom Praktikum bis zum qualifizierten Arbeitsplatz. Dabei beteiligen sich nicht nur Privatunternehmen sondern auch der öffentliche Dienst

GESINE KESSLER, 32, ist Projektleiterin von Nobi, dem Norddeutschen Netzwerk zur beruflichen Integration von Migrantinnen und Migranten.

taz: Frau Keßler, wozu braucht man eine Job-Messe speziell für Migranten?

Gesine Keßler: Laut Statistik sind Ausländer doppelt so häufig arbeitslos wie Deutsche. Häufig werden Abschlüsse nicht anerkannt, so dass Akademiker aus dem Ausland hier als Ungelernte gelten. Und es gibt Vorurteile in der Gesellschaft. Deshalb wollten wir eine Plattform schaffen, denn für einen Menschen mit oder ohne Migrationshintergrund ist das Erwerbsleben essentiell, um teilhaben zu können.

Beteiligen sich die Unternehmen aus Menschenfreundlichkeit oder versprechen sie sich konkrete Vorteile?

Beides. Die Unternehmen wollen ein Zeichen setzen für gesellschaftliches Engagement. Zum Teil haben sie schon Migranten integriert und damit gute Erfahrungen gemacht. Und dann gibt es Unternehmen, die sagen: Solche Arbeitnehmer bringen Sprach- und Kulturkenntnisse mit, die uns nützen.

Welche Branchen sind das?

Wir haben Unternehmen aus dem Logistik- und Luftfahrtbereich dabei, die international tätig sind. Wir haben aber auch ein Altenheim und einen Pflegedienst, schließlich sind da Migranten auch eine Kundengruppe.

Ist auch der öffentliche Dienst vertreten?

Die Polizei ist dabei, die Feuerwehr, das Personalamt und zwei weitere Behörden. Da in den nächsten Jahren 20 Prozent der Auszubildenden Migrationshintergrund haben sollen, haben sie ein besonderes Interesse.

Gibt es auch Angebote für Unqualifizierte?

Ja, wir haben alles von Praktika, Ausbildungsplätzen bis hin zu hoch qualifizierten Angeboten. Nach der Messe werden wir genau erfragen, wie viele Arbeitsplätze geschaffen wurden.

Was für Arbeitssuchende kommen zu Ihnen?

Wir sind jetzt schon bei 2.000 Besuchern und es ist alles dabei von Jung bis Alt. Wir hatten Schulklassen, Integrationskurse, Familien. Und es ist bunt gemischt von afrikanischen Ländern bis hin nach Osteuropa.

Das Bundessozialministerium hat die Jobmesse gesponsert. Wovon hängt es ab, ob es Nachfolgeprojekte gibt?

Man muss sehen, ob es Interesse auf Migrantenseite gibt. Nach den ersten Stunden denke ich, dass es ein absoluter Erfolg ist.

INTERVIEW: GRÄ

Die Jobmesse im Museum der Arbeit läuft bis heute um 17 Uhr. Mehr unter www.job-kontakt-hamburg.de