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Blind Dating (9)

Treffen mit Valeska P.

Draußen herrschte Weltraumwetter. Ich traf sie im Sprechgarten. Sie schaute mich an, wie man Insekten anschaut. Mit einem furchtsamen, aber auch neugierigen Blick. Dass mir das nicht gefiel, musste ich wohl für mich behalten, es war schon schwer genug gewesen, mit ihr ein Date auszumachen. Vorher musste man sich durch zahllose Profile klicken, etliche Häkchen setzen, ganz zu Anfang bereits einen Beitrag zahlen. Zum wiederholten Mal. Jede Liebe ist käuflich, das ist im Wesentlichen die Botschaft des Online-Datings. Überweise fünfzehn Euro, und du hast für einen Monat die freie Auswahl.

Sie schaute mich aus Babyaugen an. Ich hatte beim Renovieren geholfen und war voller Anstreichfarbe, komplett weiß. Ich machte ihr eine Liebeserklärung, dumm war nur, dass ich die Namen vertauschte. Ich nannte sie Petra und wusste gleichzeitig nicht, wer Petra überhaupt war. Sie verzog ihr Gesicht, dann lachte sie. Sie nahm mich nicht ernst.

Und was ist, wenn man das optimale Profil findet, alle Vorlieben passen zueinander, alle Vorzüge sind gewährleistet, Befriedigung sollte garantiert sein, und durch irgendeinen außerirdischen Grund funkt es eben doch nicht, die Hormone stehen still, und man wünscht sich wieder in die eigene, bequeme Einsamkeit zurück? „Was ist so toll daran, dass man in diesen Schuhen die Ansätze deiner Zehen sehen kann?“ fragte ich sie, um mich abzulenken. „Weiß nicht. Die Schuhe werden so hergestellt“, war ihre Antwort. Und umgekehrt: Man erklickt sich die tollsten Partnerinnen, und am Ende verliebt man sich in ein dahergelaufenes Neurosennest mit schlechtem Musikgeschmack. Das allerdings wollte mir in letzter Zeit nicht mehr gelingen. Deswegen ja dieser Online-Dating-Aufstand. RENÉ HAMANN

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