Im Galopp ins Ungewisse

Auf der Streichliste des Senats stehen auch die Zuschüsse für die Galopp-Rennbahn. Aber geschlossen werden soll sie nicht: „Kurzfristig“ sucht man ein Konzept für die Privatisierung der Verluste

von KLAUS WOLSCHNER

Der Bremer Senat will nicht nur die Zuschüsse für die botanika streichen, sondern auch die Subventionierung eines anderen Prestigeprojektes der großen Koalition beenden. Der Passus in dem Haushaltsbeschluss des Senats in der vergangenen Woche lautet: „Die Zuschüsse an die Bremer Rennbahn werden eingestellt und ein Konzept zur Privatisierung kurzfristig erarbeitet, das weitere strukturelle Entlastungen ermöglicht.“

Was das konkret bedeuten kann, wird in den nächsten Monaten allerdings noch Thema von komplizierten Verhandlungen sein. Da es im Senats um Haushaltsbeschlüsse für die Jahre 2008 und 2009 ging, würden schon für 2008 keine institutionellen Zuschüsse mehr eingestellt, sagt die Sprecherin der Finanzsenatorin. „Zunächst“ jedenfalls. Denn das Jahr 2008 beginnt ist in drei Monaten und geschlossen werden soll die Rennbahn ja nicht.

Während die früher einmal geplante „Privatisierung“ der botanika daran gescheitert ist, dass es niemanden gab, der sich zutraute, das Tourismus-Projekt ohne staatliche Zuschüsse – derzeit immerhin 900.000 Euro im Jahr – zu betreiben, sieht das bei der Rennbahn anders aus.

Am 12. Dezember 2006 hat das „Direktorium für Vollblutzucht und Rennen“, eine Art Generalversammlung des deutschen Galoppsports, beschlossen, größere Rennbahnen zentral zu organisieren und zu betreiben. Bremen habe, sagt Engelbert Halm, „eine der schönsten deutschen Bahnen“, gehöre also auch dazu.

Halm ist geschäftsführendes Vorstandsmitglied des „Direktoriums“, demnächst also sozusagen der Chef aller Pferderennen. Aber mit dem 1. Januar 2008 wird das nichts, winkt Halm gleich ab, jedenfalls nicht ohne staatliche Zuschüsse: „Ich hoffe, dass wir in Bremen 2009 ohne Zuschüsse auskommen können.“ 2008 sei das „Übergangsjahr“, sagt auch der Geschäftsführer der Bremer Rennbahn, Michael Göbel.

Wie, wann und zu welchen Bedingungen die Bremer Rennbahn ins Risiko der Kölner Zentrale übergeht, ist bisher noch völlig offen. Im Herbst 2008, hofft Göbel. Es gibt Gespräche, aber keinerlei Entwurf für einen Vertrag, nicht einmal die zentrale Firma ist gegründet, „newCo“ bisher ihr Arbeitstitel.

Die spannende Frage ist, wie die Bremer Rennbahn ohne die bisherigen Zuschüsse über die Runden kommen soll. Mehr als eine Millionen Euro fließen derzeit jährlich aus dem Bremer Staatssäckel in die Rennbahn, bei neun Rennen sind das gut 100.000 Euro pro Renntag. Zwischen zwei- und viertausend Besucher teilen sich das Vergnügen.

„Man muss das steigern“, sagt Halm angesichts dieser Zahlen. Pferderennen, das sei „Erregung, Spannung, Unterhaltung für die ganze Familie“. Und diese Botschaft müsse deutlich rüberkommen. Dann will die Zentrale in Köln die Pferderennen bundesweit vermarkten, TV-Rechte gebündelt verkaufen und große Sponsoren gewinnen.

In Norddeutschland kann er sich „Synergieeffekte“ im Betrieb vorstellen. Trotzdem, sagt Halm, brauche man 10 bis 20 Millionen Euro Startkapital. Beginnen soll die Zentralisierung mit den zentralen Rennbahnen im Rheinland, also Düsseldorf und Köln.

Die Hamburger Rennbahn schreibt schwarze Zahlen, sagt Eugen-Andreas Wahler, der dort zuständige Präsident des Renn-Clubs. Man werde die Autonomie des 158 Jahre alten Vereins aber nicht aufgeben, sich nur als „Lizenzverein“ dem zentralen Vermarktungsmodell anschließen. Anders ist das in Bremen, da sollen die Kölner das unternehmerische Risiko übernehmen. Mindestens 600.000 Euro pro Jahr will Bremen sparen, so hoch ist der offizielle Zuschuss und die regelmäßige Verlustübernahme durch die „Hanseatische Veranstaltungs-Gesellschaft“. Dazu kommen 250.000 Euro für die Grünpflege des Rennplatzes, Marketing-Mittel und 145.000 Euro, die jährlich an das Rennbahn-Hotel gehen.

Die Verhandlungen gestalten sich unter diesen Bedingungen recht einseitig: Die Kölner müssen sagen, welche der Kosten sie in ihr Risiko übernehmen wollen. Seit dem Beschluss im Dezember 2006 sind die Gespräche nicht richtig vorangekommen.