Rechtsradikale feiern „völkisch“ Erntedank

Auf einem Hof beim niedersächsischen Eschede trafen sich Neonazis aus verschiedenen Bundesländern mit ihren Familien. In Brandenburg scheiterte der NPD-Politiker Andreas Molau beim Versuch, ein Landgut zu kaufen

Eine Schotterstrecke führt zu dem Bauernhof. Hoch gewachsener Mais versperrte am Samstag den direkten Blick auf den Hof nahe Eschede. Das aufgebaute große Holztor der „Heimattreuen Deutschen Jugend“ (HDJ) war mit Getreide verziert. Passend zum Anlass: Denn am vergangenen Wochenende kamen an die 100 Kader der NPD und der „Freien Kameradschaften“ (FK) zu einem Erntedankfest auf dem Hof zusammen. Ein Fest, bei dem sich die NPD- und FK-Kader über den weiteren niedersächsischen Wahlkampf austauschen konnten. Der Gastgeber selbst, Joachim Nahtz, tritt in Uelzen für die NPD an.

Am Samstagmittag versuchte Nahtz das Treffen zu verharmlosen: „Nein, das ist kein NPD-Erntefest“, beteuerte er. Das sei „ein Freundeskreis aus der Region“. Von den Nachfragen genervt, sagte Dennis Bührig von der FK-Celle: „Das ist eben ein völkisches Erntefest.“

Zwischen den Zelten, geschmückt mit Sonnenblumen, liefen jedoch nicht nur Kader und AktivistInnen aus der nahen Region herum. Die Teilnehmer kamen auch aus Mecklenburg-Vorpommern und Nordrhein-Westfalen – Regionen, die im Wahlkampf Personal stellen dürften. Offenbar sollten sie sich bei dem Treffen besser kennen lernen. Vor dem Pavillon, bei dem ein Stroh-Altar mit Erntekrone stand, spazierte Stefan Köster, Mitglied der NPD-Fraktion Mecklenburg-Vorpommern und Wahlkampfleiter für Niedersachsen, mit seinem Kind herum. Der Hildesheimer FK-Chef Dieter Riefling suchte das Gespräch mit Gesinnungsgenossen. Seine Frau Ricarda kümmerte sich um ihr Kind.

Vergangene Woche musste sie den TSV Coppengrave verlassen. Nachdem die taz und der NDR beim TSV-Vorstand wegen ihrer Vereinstätigkeit nachgefragt hatten, wollte der TSV nicht mehr, dass sie die Kinder beim Schwimmen betreut.

Viel Nachwuchs tobte auf der vom Regen aufgeweichten Wiese neben Kühen. Kleinkinder liefen um einen gut zwei Meter hohen Holzstoß herum, der vor dem großen Festzelt aufgestapelt worden war.

Ein Ende des braunen Spuks in Eschede ist nicht in Sicht. „Privatgelände“, sagt ein Polizeisprecher und betont: „Hier findet immer wieder was statt.“ Abgewendet wurde der braune Spuk dagegen vom brandenburgischen Rauen. Dort scheiterte der niedersächsische NPD-Spitzenkandidat Andreas Molau gerade beim Versuch, das Gut Johannesberg zu kaufen. ANDREA RÖPKE, ANDREAS SPEIT