Widersprüchlicher Diplomat

Vor einigen Wochen erschien Mario Vargas Llosas aktueller Roman „Der Traum des Kelten“ auf Deutsch. Der peruanisch-spanische Schriftsteller erzählt darin die wendungsreiche Lebensgeschichte von Sir Roger Casement, einem britischen Diplomaten und Menschenrechtskämpfer, der 1916 wegen Landesverrats in London hingerichtet wurde. Casement begann seine Karriere in einer britischen Kolonialfirma und erlebte im Kongo die Grausamkeiten des Kolonialismus. Als Konsul untersuchte er Verbrechen der belgischen Krone in Afrika, später bereiste er die einst peruanische Provinz Putumayo, in der die Kautschukfirma Peruvian Amazon Company Völkermord an den Indios verübte. Für seinen Kampf gegen Sklaverei und imperiale Ausbeutung wurde Casement 1911 in den Ritterstand erhoben. Als irischer Nationalist schließlich schlug er sich im Ersten Weltkrieg auf die Seite des Deutschen Kaiserreichs, wurde 1916 inhaftiert und zum Tod durch den Strick verurteilt. In Vargas Llosas Biografie blickt Casement in der Todeszelle auf seinen widersprüchlichen Weg zurück, auf dem er immer wieder von Barbarei umgeben war. Der Literaturnobelpreisträger stellt sein Buch heute im Haus der Berliner Festspiele vor, die deutschen Passagen liest der Schaupieler Matthias Brandt. TCB

■ Mario Vargas Llosa: Haus der Berliner Festspiele, Schaperstraße 24. Samstag, 17 Uhr. 12/8 Euro