„Bei uns trauen sich die Leute, zu schreien“

Phillip Boa ist der selbst ernannte Papst des deutschen Indie-Rock. Heute Abend spielt er in Hamburg

PHILLIP BOA, 44, lebt in Dortmund und New York und schwimmt seit den 1980er Jahren im Pop-Geschäft gegen den Strom.

taz: Herr Boa, was erwartet das Publikum bei Ihrem Konzert heute in der Markthalle?

Phillip Boa: Ich möchte, dass sich die Energie und Emotion der Songs überträgt auf die Menschen. Das kommt dann im optimalen Fall zurück zu uns auf die Bühne. Es gibt Gelegenheiten bei uns im Konzert, da trauen sich selbst die schüchternsten Leute zu schreien. Bei „Kill Your Ideals“ zum Beispiel. Weil es ein Ritual ist, an dem man sich beteiligen kann, ohne dass es einem peinlich ist.

Wie ist das Mischungsverhältnis zwischen den alten Songs und den Songs Ihrer neuen Platte „Faking to Blend in“?

Wir spielen ungefähr zehn Songs vom neuen Album und fünfzehn „Klassiker“ wie zum Beispiel „Container Love“ oder „And then She Kissed Her“.

Welche Rolle spielt Nostalgie bei Ihren Konzerten?

„Nostalgie“ finde ich zu negativ belastet. Mir fallen da eher Wörter wie Erinnerung oder Sehnsucht ein. Ich kann und will nicht verdrängen, dass ich seit 21 Jahren Songs schreibe. Aber ich lebe natürlich 2007 und stehe mit beiden Beinen in der Gegenwart.

Altert Ihr Publikum mit?

Das altert zum Teil mit, aber es gibt vorne auch recht junges Publikum. Es sind sehr treue Fans, die ihren Künstler unterstützen, weil sie die Songs lieben. Das mache ich selbst auch: Ich höre zwar viele neue Bands, aber ich höre auch meine alten Helden und gehe dann da hin. Interview: kli

Konzert: Dienstag, 21 Uhr, Markthalle