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: Warum Nazi-Käufe ein Thema sind

Die Aktivitäten von Nazis auf dem norddeutschen Immobilienmarkt reißen nicht ab: Nachdem die Stadt Delmenhorst dem Rechts-Anwalt Jürgen Rieger das Stadthotel wegschnappte, will der jetzt offenbar in Melle zugreifen. Und seine Gesinnungsgenossen wollen bald ihre Reichsparteitage in einer abgewrackten Eishalle abhalten. Oder doch nicht? Ist alles am Ende nur inszeniert – und die trottelige Presse spielt das perfide Spiel von Immobilien-Hasardeuren und Nazis mit, indem sie Kommunen zum Kauf überteuerter Immobilien treibt?

KOMMENTAR VON JAN KAHLCKE

Nein. Die Bürgermeister können selbstbewusst entscheiden: Wir lassen uns nicht erpressen. So wie es in Melle zu recht geschehen ist. Ob das Nazi-Kaufangebot publik geworden ist oder nicht, spielt dafür keine Rolle.

Die Nazis bekämpft man nicht auf dem Immobilienmarkt, sondern auf der Straße und in den Köpfen. Entscheidendes Ergebnis des Delmenhorster Hotel-Streits ist ja nicht, dass die Stadt nun eine Schrott-Immobilie an der Backe hat. Sondern dass eine breite zivilgesellschaftliche Mobilisierung gegen Rechts stattgefunden hat, die weit über das Verkaufsverfahren hinaus trägt.

Und dafür braucht es erstmal schlechte Nachrichten: Auch die Anständigen sind nun mal bequeme Wesen, die sich Lustigeres vorstellen können, als sich mit der braunen Soße herumzuschlagen.