JAZZMUSIKER UND IHRE DREI GRÖSSTEN WÜNSCHE

„Cat“ ist ja nicht nur das englische Wort für Katze, zumindest in den Fünfzigern und Sechzigern war es auch ein Slangausdruck, mit dem sich Jazzmusiker gegenseitig anredeten. Dass die Baronesse Pannonica de Koenigswinter, geborene Rothschild, ihr Haus in New Jersey „Cathouse“ nannte, hatte mit ihrer Liebe zu beiden zu tun. Als Tierschützerin hatte sie hunderte streunende Katzen aufgenommen. Und als wichtigste Mäzenatin der New Yorker Jazz-Szene machte jeder bei ihr Station, der in Manhattan ein Engagement hatte. Die ihr gewidmeten Stücke gehen ins mehrfache Dutzend – der Pianist Thelonious Monk (Foto) schrieb gleich mehrere, am berühmtesten wohl „Pannonica“. Tatsächlich verband sie mit Monk nicht nur eine enge Freundschaft, er hatte ihr auch einiges zu verdanken: Sie nahm für ihn eine Anklage wegen Drogenbesitzes auf sich, und sie ließ ihn die letzten Jahre seines Lebens im „Cathouse“ wohnen. So war Monk auch der Erste, den Pannonica ansprach, als sie begann, Musiker nach ihren drei größten Wünschen zu fragen. Ein Projekt, das sich jahrelang hinzog und nun, ergänzt durch zahllose Fotos, als Buch vorliegt („Die Jazzmusiker und ihre drei Wünsche“, Reclam Leipzig, 320 S., 34,90 €). 300 Musiker sind es am Ende, die ihre Wünsche angeben. Die Listen sind so interessant (wer hätte gedacht, dass John Coltranes Wunsch Nr. 1 mehr sexuelle Potenz war?) wie ähnlich: mehr Kreativität, mehr Geld, Sex, Weltfriede und Gerechtigkeit. Das Tolle an dem Buch sind die Fotos, die die Baronesse machte: Sie zeigen die Musiker nämlich nicht als Ikonen der Club-Coolness, sondern in ihrem Alltag – beim Schlafen, an der Schreibmaschine, beim Herumalbern. TOBIAS
RAPP