Eine Spende unter Bedingungen

Bedingung für die 200 Millionen-Euro-Spende von Kaffee-Erbe Jacobs war: Auch der Senat sollte fünf Millionen Euro im Jahr an die Privat-Uni zahlen. Der lehnte ab – aber zahlt hintenrum nun doch

Am Dienstag änderte der Senat den Flächennutzungs- und den Bebauungsplan für das Gelände der Jacobs Universität. Die Änderungen schaffen die rechtlichen Voraussetzungen für das „Sondergebiet für Technologie- und Wissenschaftstransfer“ im Norden der ehemaligen Kaserne sowie das Studentenwohnheim „College IV“ am Grohner Friedhof. Bausenator Reinhard Loske (Grüne) wies darauf hin, dass der von AnwohnerInnen befürchteten „Verlärmung“ vorgebeugt werde. cja

von Christian Jakob

Die staatlichen Zuwendungen an die private Jacobs Universität (JUB) sorgen für neue Diskussionen. In der vergangenen Woche hatte Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) noch bekräftigt, dass weitere Zahlungen ausgeschlossen seien. Trotzdem werden wohl bis 2011 jährlich mehrere Millionen Euro Bremer Mittel für Forschungsprojekte fließen.

Die Zusage von Kaffee-Erbe Klaus Jacobs, der klammen International University Bremen insgesamt 200 Millionen Euro zu spenden, war an einige Bedingungen geknüpft. Unter anderem sollte das Land Bremen durch neue Finanzspritzen seine politische Unterstützung demonstrieren. Gedacht hatte Jacobs dabei an fünf Millionen Euro pro Jahr – bis 2011. Doch nachdem Bremen bereits 118 Millionen Euro Anschubfinanzierung geleistet und einen 50-Millionen-Euro-Kredit nachgeschoben hatte, galt: kein öffentlicher Cent mehr für die private Uni. Doch Jacobs bestand auf einer Beteiligung Bremens, und im Rathaus wollte sich niemand vorwerfen lassen, die Spende verhindert zu haben. Der Ausweg: Forschungskooperationen zwischen der öffentlichen und der privaten Uni. Bereits in diesem Jahr erhalten Uni Bremen und JUB solche Sondermittel für „Forschungsleuchttürme“.

Die Gelder wurden ungefähr hälftig aufgeteilt. Uni-Rektor Wilfried Müller sagte, er sei „ganz zufrieden“ über den Anteil für seine Hochschule. Das Modell soll auch die nächsten Jahre beibehalten werden, um die von Jacobs gestellte Bedingung zu erfüllen. Die Sprecherin der Wissenschaftsbehörde Karla Götz nannte eine solche Forschungsförderung „denkbar“, einen expliziten Haushaltsansatz soll es dafür aber nicht geben. Dies bedeutet in der Summe einen weiteren Zuschuss in Höhe von rund 12,5 Millionen Euro bis 2011 für die JUB. Die JUB hat jährliche Kosten von rund 40 Millionen Euro in ihrer Bilanz. Nur etwa die Hälfte dessen war bisher durch Einnahmen gedeckt. Jacobs springt in den kommenden fünf Jahren mit je 15 Millionen Euro ein. Der Rest soll vor allem durch eigene Anstrengungen aufgebracht werden.

Gedacht ist vor allem an eine Senkung der StipendiatInnen-Quote. Präsentiert sich die JUB 2011 als finanziell konsolidiert, will Jacobs einmalig 125 Millionen Euro an die JUB zahlen. Die Vereinbarung enthält jedoch Rücktrittsklauseln: Er muss nicht zahlen, wenn er seine Bedingungen als nicht erfüllt betrachtet. Ob mit seinem Geld der 2011 fällige 50-Millionen-Euro-Kredit des Landes zurückgezahlt werden darf, will Jacobs „dann bereden“. Für den Fall, dass die Großspende 2011 tatsächlich fließt, hat Böhrnsen einen Verzicht auf das Vorkaufsrecht für das JUB-Grundstück in Aussicht gestellt. Noch fällt dieses im Falle einer JUB-Pleite für einen Euro an das Land zurück. Senat und JUB werden es bei den Verhandlungen 2011 womöglich aber mit dem Sohn von Jacobs zu tun haben – welche Wertschätzung der für Bremen aufbringt, ist unklar.

Zugleich muss sich die staatliche Bremer Uni bis 2011 von 108 MitarbeiterInnen, darunter 27 ProfessorInnen, trennen. Der entsprechende „Hochschulgesamtplan 2010“ wurde im Februar von der Deputation verabschiedet und sorgt für Einsparungen von rund 20 Millionen Euro. Damals wurden die Kürzungen mit den Worten verteidigt: „Es ist einfach kein Geld da.“