„Wenig Platz für Neues“

LESUNG Im „Salon der Abgelehnten“ stellen vier Autoren Manuskripte vor, die Verlage nicht wollten

■ 38, diskutiert als Experte beim „Salon des Refusés“ mit und ist Mitgründer des Mairisch-Verlags. FOTO: A. HORNOFF

taz: Herr Beskos, wird die Lesung heute Abend nicht sterbenslangweilig – mit vier schlechten Texten?

Daniel Beskos: Ich hoffe nicht! Die Texte sind gar nicht so schlecht und die Textauszüge sehr kurz. Außerdem wird das ganze Drumherum interessant. Die Besucher erfahren, wie Verlage funktionieren, wie Manuskripte begutachtet werden oder warum Verlage sie ablehnen und was den vier Autoren passiert ist.

Also kommt das Publikum aus Schadenfreude?

Vielleicht zum Teil. Aber viele kommen auch aus Neugier, um zu sehen, wie Autoren und Verlage hinter den Kulissen miteinander funktionieren.

Warum waren die Texte Flops?

Das erfahre ich erst, wenn wir die Texte nach der kurzen Lesung diskutieren. Verlage bekommen mehr Manuskripte, als sie rausbringen können. Oft werden Texte eingereicht, die nicht ins Programm passen. Als Mairisch-Verlag machen wir beispielsweise keine Lyrik. Solche Manuskripte können wir nur ablehnen.

Wie viele der eingereichten Texte bringen Sie als Buch raus?

Aus den letzten 1.200 Manuskripten ist kein Buch entstanden. Inzwischen wollen wir deshalb auch keine Einreichungen mehr haben. Denn wir machen nur wenige Buchprojekte – fünf bis sechs Veröffentlichungen im Jahr. Und mit vielen Autoren arbeiten wir lange zusammen, da ist für Neuentdeckungen wenig Platz.

Wie viel Mühe geben Sie sich mit einer Ablehnung?

Die schreibe ich nicht selbst. Zwei meiner Kollegen antworten mit einer ausführlichen Mail. Wenn das Manuskript überhaupt nicht zu unserem Verlag passt, reichen aber schon mal zwei Sätze.

Was sind typische Anfängerfehler von Autoren?

Dem Manuskript liegt ein Exposé bei – manchmal in sehr hoch gegriffenem Ton. Wenn von Weltliteratur geredet wird, ist es oft bloße Selbstüberschätzung. Außerdem sind viele Autoren der Meinung, dass ihr Manuskript fertig ist und nur noch gedruckt werden muss.

Wie können Autoren auf sich aufmerksam machen?

Mit Literaturwettbewerben und Lesungen. Beim Vorlesen vor fremden Leuten merkt man auch, ob der Text funktioniert.

Was bringt der „Salon“?

Ich hoffe, den Autoren eine neue Perspektive für ihre Schreibarbeit, aber auch Kontakt zu Verlagen. Für die Zuschauer soll es einfach unterhaltsam werden. INTERVIEW:
REA

„Salon des Refusés“: 19.30 Uhr, Literaturhaus, Schwanenwik 38