WOCHENÜBERSICHT: KONZERT
: Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt

Da gibt es schon mehr Instrumente, um die Musik zu sezieren, nicht nur dieses E und U, die den Gesamtbestand in ernste und unterhaltende Portionen teilen sollen. Für den Hausgebrauch mag man es etwa mit der Scheidung in cool und uncool versuchen, was dann an so Geschmacksfragen entlangschrammt. Aber das ist es ja, wieso man überhaupt über Musik streiten will. Ich jedenfalls meine mich zu erinnern, dass die Folk- und Bluessängerin Maria Muldaur in den Siebzigern als eher uncool zu gelten hatte. Einfach deswegen, weil das einst coole Modell Folk und Blues in der Zeit eigentlich durch war. Am morgigen Samstag singt Muldaur im Haus der Kulturen der Welt in einer Art musikalischen Feldstudie Broadway-Klassiker, die nun wirklich so uncool sind, dass sie schon wieder … Sie verstehen? Das Begleitprogramm gibt Masha Qrella, die mit Mina oder NMFarner allweil als cool empfundene Musikerin mit Indiemeriten, die an diesem Abend sich an den Songs von Kurt Weill versuchen will, der immer seine Notwendigkeit hat, aber halt doch auch irgendwie eine sichere Bank ist. An Prog-Rock (schauderhaftes Wort) wollte sich ja wiederum über Jahrzehnte hinweg niemand die Finger schmutzig machen, aber mittlerweile darf man selbst das wieder, und gerne geb ich zu, die elegant um Genesis und King Crimson herumkreiselnden Kompositionen von Hoelderlin damals mit Wohlgefallen gehört zu haben. Halt ein klassisches Gymnasiastenleiden. Sind wieder da, am Montag im Knaack. Aber jetzt ist schon alles egal, weswegen man gut auch auf Vinicio Capossela am Mittwoch im Babylon Mitte verweisen darf (obwohl niemals nicht je ein italienischer Popsänger als cool galt). Italiens Tom Waits soll der Barde sein, und tatsächlich teilt er sich mit dem für seine Aufnahmen auch den Gitarristen Marc Ribot, der jetzt einfach nur gut ist.

Maria Muldaur: Haus der Kulturen der Welt, Sa., 20 Uhr. 13/10€

Hoelderlin: Knaack, Mo., 21 Uhr. AK: 15€

Vinicio Capossela: Babylon Mitte, Mi., 21 Uhr. AK: 24€