Berlin im Kontrapunkt

Selbstvergewisserungen um das große B. B also wie Berlin. B wie Bildungsmusik. B wie Bedeutungslosigkeit. Weil es eben schon mal eine Zeit gab, für die man diese drei Worte bequem in einem Satz verstauen konnte, und der würde dann in etwa so lauten: Nachdem die Avantgarde von den Nazis in die Emigration gezwungen wurde, versank Berlin bei der avancierten Bildungsmusik in Bedeutungslosigkeit, und daran änderte sich nach dem Krieg hüben wie drüben erst einmal wenig. Nach dem Mauerfall allerdings erfasste auch die experimentell neutönende Szene eine Aufbruchstimmung in der Stadt, die jetzt das Kammerensemble Neue Musik Berlin in einem Konzert verdichten will, heute Abend im Konzerthaus. Gegliedert in drei programmatische Stränge gibt dieses „Großstadt – Kontrapunkt Berlin“ gleich die Zusammenfassung der Geschichte der Neuen Musik dazu, gespiegelt in aktuellen Kompositionen Berliner Provenienz. Von Arnold Schönberg, Luigi Nono und Helmut Lachenmann geht es hin zu multimedialen Klangbildern, bei denen auch mal eine Autowaschanlage Ausgangspunkt sein kann. Und wer heute schon etwas anderes vor hat, muss sich eben den 10. November vormerken: Dann gibt es das gleiche Programm in der New Yorker Carnegie Hall. TM

Großstadt – Kontrapunkt Berlin: Konzerthaus, Gendarmenmarkt. Fr. 20–23.30 Uhr, 15 €