Überblick im Filmdickicht

BERLINALE Heute beginnt wieder das größte Filmfestival Berlins. Hier ein paar praktische Tipps, wie man sich in den zahlreichen Sektionen zurechtfindet – und wie man rechtzeitig an Kinokarten kommen kann

Die Berlinale kann einen mit der Fülle ihres Programms schon mal leicht überfordern. Doch damit ist jetzt Schluss. Unser Übersichtsartikel beantwortet alle Fragen, die Filminteressierte zur Orientierung benötigen: Was erwartet einen in den verschiedenen Sektionen? Wer ist dieses Jahr Jurypräsident? Worum geht es in der aktuellen Retrospektive? Wer wird für sein Lebenswerk geehrt? Welchem Land widmet sich die Sonderreihe „NATIVe“ mit Arbeiten von indigenen Filmemachern? Ebenfalls nicht vergessen haben wir die alles entscheidende Frage, wie man an Tickets kommt – direkt am Ort des Geschehens oder aus sicherer Entfernung von zu Hause im Internet.

■ Berlinale: 5.–15. 2., verschiedene Orte, Programm und Onlinetickets unter www.berlinale.de

VON LUISE CHECCHIN

Ganze 441 Filme aus 72 Ländern, etliche Sektionen und Sonderveranstaltungen, Spielstätten quer über die Stadt verteilt: Jedes Jahr im Februar steht der gemeine Berlinale-Besucher vor der schier unmöglich erscheinenden Aufgabe, aus der Fülle des Programmangebots das für ihn Interessante herauszusuchen.

Ein erster Schritt, Ordnung in die cineastische Reizüberflutung zu bringen, ist, sich klarzumachen, was in den einzelnen Sektionen vor sich geht – neun Hauptkategorien gibt es.

Im „Wettbewerb“ laufen die Filme, die um die Goldenen und Silbernen Bären konkurrieren. Eine siebenköpfige Jury aus Filmschaffenden entscheidet über die Gewinner – dieses Jahr unter dem Vorsitz von US-Regisseur Darren Aronofsky. Am 14. Februar findet die Preisverleihung statt. Das „Panorama“ nimmt die Entwicklungen im Art-House-Kino in den Blick. Autoren- oder Genrekino mit ungewöhnlicher Handschrift steht hier im Vordergrund. Die Unterkategorie „Panorama Dokumente“ konzentriert sich auf Dokumentarfilme, „Panorama Special“ zeigt größere unabhängige Produktionen.

Wer sich für experimentelles Kino interessiert, wird in der Sektion „Forum“ fündig. Formale Vorgaben gibt es wenige – von der politischen Reportage bis zum filmischen Essay ist alles zu sehen. Das „Forum Expanded“ präsentiert zudem installative und performative Arbeiten – dieses Jahr unter dem Titel „To the Sound of the Closing Door“.

Speziell an ein junges Publikum richtet sich die Sektion „Generation“. Die Kategorie „GenerationKplus“ zeigt Kinderfilme, „Generation14plus“ ist für Jugendliche ab 14 Jahren gedacht.

Kurzfilme gibt es in der Reihe „Berlinale Shorts“ zu sehen. Die Sektion „Perspektive Deutsches Kino“ schließlich stellt neue Produktionen junger deutscher Filmemacher vor.

„Berlinale Special“ ist die Reihe für alles, was aus dem Rahmen fällt: außergewöhnliche Neuproduktionen werden genauso gezeigt wie Porträts herausragender Filmemacher oder neuartige Formate. Neben Filmen gibt es in dieser Sektion deshalb auch Serien zu sehen.

Den Blick zurück in die Filmgeschichte bietet die „Retrospektive“. Aus Anlass seines 100. Geburtstags widmet sie sich dieses Jahr dem Farbfilmverfahren Technicolor.

Auch die Sektion „Hommage“ bezieht sich auf die Vergangenheit – allerdings steht dabei ein einzelner Filmemacher im Vordergrund. Dieses Jahr ist es der deutsche Regisseur Wim Wenders, der den Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk erhält und dafür mit einer Werkschau geehrt wird.

Neben diesen Hauptsektionen bietet die Berlinale noch einige Sonderveranstaltungen. Dazu gehört die Reihe „Kulinarisches Kino“, in der Filme zu den Themen Essen und Ökologie gezeigt werden. Im Anschluss an die Abendvorstellungen servieren Köche von den Filmen inspirierte Menüs. Die Sonderreihe „NATIVe“ widmet sich den Arbeiten indigener Filmemacher. Dieses Jahr steht Lateinamerika im Mittelpunkt.

Die Sonderreihe „NATIVe“ widmet sich den Arbeiten indigener Filmemacher

Das Kino in die Bezirke zu holen – das ist das Ziel von „Berlinale Goes Kiez“. In sieben Berliner Programmkinos sind ausgewählte Filme aus dem Berlinale-Programm zu sehen. Jedes Kiez-Kino wird von einem prominenten Filmschaffenden vorgestellt, nach den Vorführungen gibt es Publikumsgespräche mit den jeweiligen Filmteams.

Wer einmal entschieden hat, welche Filme er sehen möchte, darf sich nun auf die Jagd nach den Tickets begeben. Der Zentrale Ticketvorverkauf läuft seit dem 2. Februar, täglich von 10 bis 20 Uhr in den Potsdamer Platz Arkaden, im Kino International, im Haus der Berliner Festspiele und in der Audio City Berlin. Hier gibt es die Tickets für alle Vorstellungen drei Tage im Voraus, für die Wettbewerbswiederholungen schon vier Tage im Voraus. Ein paar Ausnahmen gibt es von dieser Regel: Der Vorverkauf für den Friedrichstadt-Palast, das HAU und die Spielstätten der Reihen Kulinarisches Kinos und Berlinale Goes Kiez läuft ab dem 2. Februar bereits für sämtliche Vorführungen.

Alternativ kann man Tickets auch an allen Theaterkassen erwerben, die an das Eventim-Netz angeschlossen sind – allerdings gegen eine Vorverkaufsgebühr von 2 Euro pro Ticket. Für alle, die nicht vor die Tür gehen möchten, ist ab dem 2. Februar ein begrenztes Kontingent an Karten online buchbar. Am Tag der Vorstellungen sind die Tickets dann nur noch an den jeweiligen Kinos oder auf der Internetseite der Berlinale erhältlich.

Ein Spontan-Kauf kann durchaus seine Vorteile haben: Für Schüler, Studenten, Arbeitslose, Inhaber des Berlinpasses und Teilnehmer am Bundesfreiwilligendienst gibt es die Tickets an der Tageskasse, sofern verfügbar, um 50 Prozent ermäßigt. Ansonsten liegen die Ticketpreise, wenn nicht anders angegeben, bei zehn Euro.