Die Frau mit den Überraschungen

Vielleicht gibt es im Mai 2011 ein politisches Comeback: Angelika Beer könnte in den Kieler Landtag einziehen, falls der Piratenpartei-Hype anhält und die Wähler selbst im ländlichen Schleswig-Holstein die Partei mit deutlich über fünf Prozent in den Landtag wählen. Die ehemalige grüne Spitzenfrau steht auf Platz Sechs der Landesliste.

Falls, könnte, vielleicht – sicher ist das nicht. Doch klar ist: In Angelika Beers Polit-Karriere gab es immer mal wieder Überraschungen – von ihr und für sie. Ihr Engagement für die Piratenpartei gehört dazu. Beer ist eine erfahrene Politikerin in der Partei der bekennenden Politik-Anfänger. Sie nennt sich sicherheitspolitische Expertin – doch ein außenpolitisches Programm hat die junge Partei noch nicht.

Die 54-Jährige war Gründungsmitglied bei den Grünen in Schleswig-Holstein. Bekannt wurde Beer als verteidigungspolitische Sprecherin der grünen Bundestagsfraktion. Sie galt als Antimilitaristin und befürwortete überraschend die deutsche Beteiligung am Nato-Luftkrieg gegen Jugoslawien im Kosovo-Konflikt. Unerwartet war auch, dass sie für zwei Jahre grüne Parteichefin wurde. Sie überzeugte nicht, galt als „glücklos“ und „Notlösung“, wurde nicht wieder gewählt. Zuletzt saß die gelernte Arzt- und Anwaltsgehilfin eine Legislaturperiode lang für die Grünen im Europaparlament – bis 2009. Bei einem Parteitag im Januar bekam sie keinen aussichtsreichen Listenplatz, im März trat sie aus der Partei aus und im November wurde sie Mitglied der Piratenpartei.

„Ich habe mir das lange überlegt“, sagt sie heute. Sie sei bewusst nicht vor der Bundestagswahl 2009 eingetreten, um zu zeigen, dass es ihr nicht um Posten oder Aufmerksamkeit gehe. Die grüne Außenpolitik nennt sie heute „unglaubwürdig“. Jetzt arbeitet sie an einer Piraten-Außenpolitik und engagiert sich bei den „Piraten gegen Rechts“. Sie fühlt sich wohl in ihrer neuen politischen Heimat. Die Piratenpartei, sagt Beer, sei „viel transparenter als die Alt-Parteien“. DKU