„Von der Bildung hängt es ab“

KONFERENZ Der Beirat Vahr diskutiert die weitere Schulentwicklung und offene Ganztagsschulen

■ 60, die grüne Umweltpolitikerin wurde 2011 für zehn Jahre zur Ortsamtsleiterin von Schwachhausen/Vahr gewählt.

taz: Frau Mathes, was müsste passieren, damit Schüler in der Vahr gleiche Chancen haben wie andere Schulkinder?

Karin Mathes: Kinder aus verschiedenen Kulturkreisen brauchen kleinere Klassen. Auch für die Sprachförderung muss viel mehr gemacht werden. Da gibt es zwar erste Ansätze, aber es ist fraglich, ob das reicht. Und das Projekt Elternlotsen müsste ausgebaut werden. Aber das ist wegen der Haushaltssituation nicht finanzierbar.

Wofür braucht es die Lotsen?

Elternlotsen sind Menschen mit Migrationshintergrund, die die anderen Eltern beraten und ihnen helfen. Wegen Sprachschwierigkeiten wissen Eltern nämlich oft nicht, welche schulischen Möglichkeiten ihr Kind überhaupt hat.

Wie beschreiben Sie das Problem, mit dem sich die Planungskonferenz des Beirats heute befasst?

Es ist ja bekannt, dass Bildung ein ganz wesentlicher Punkt ist für die Chancen, die Menschen für ihr zukünftiges Leben haben. Von Bildung und Sprache hängt es ab, ob sie später mal einen Job kriegen und wie viel sie verdienen. In der Neuen Vahr-Nord und Südost haben über 50 Prozent der Leute einen Migrationshintergrund. Bei den Jüngeren bis sechs Jahre sind es sogar 73 Prozent.

Sehen Schulen es immer noch vorrangig als Herausforderung, wenn Klassen gemischt sind?

Für mich ist es schön in der Vahr. Sie hat sich auch ganz toll entwickelt: Sie ist multikulturell, es gibt ein angenehmes Klima und man hat auch nicht das Gefühl, dass die Menschen dort unglücklich sind. Trotzdem ist es so, dass die Sprachkenntnisse von Kindern, Jugendlichen und auch Erwachsenen nicht so gut sind, wie sie sein sollten. So kann das, was sie an Potenzialen, Fähigkeiten und Intelligenz haben, nicht wirksam werden.

Inwiefern macht sich das bei etwa bei den Abschlüssen bemerkbar?

Die Zahlen zeigen, dass hier weniger Menschen Abitur machen und es mehr Schulabbrecher gibt.  INTERVIEW: LKA

Konferenz „Bildung für Chancengleichheit und Integration: Schulentwicklung in der Vahr“: 14 Uhr, in der Mensa der Grundschule Paul-Singer-Straße 160