Kautzige Ideen auf glühender Lava

FANTASY Mit „The Forbidden Room“ versuchen sich Guy Maddin und Evan Johnson am Horror (Forum)

Ein Holzfäller auf Trip will die schöne Margot aus den Fängen der Räuberbande Rote Wölfe retten

Nach ein paar Tagen Berlinale träume ich Filmfetzen wild durcheinander. Guy Maddins neuer Fantasiestreich nimmt solch einen Farben- und Sound-Cocktail gleich zu Beginn des Forum-Programms vorweg. Sein Flirt mit den Überbleibseln der Kinogeschichte reicht indes weit in die Zeiten zurück, als dekorative Zwischentitel die Fabrikationsteile der Filmgenres förmlich zusammenklebten, monochrome Einfärbungen und schrullige Illustrationsmusik die Temperatur der Zuschauer anheizen sollten und der Griff ins Repertoire der Gothic Novels für Grusel und Schauder sorgten.

„The Forbidden Room“, von Guy Maddin und seinem Mitstreiter Evan Johnson gemeinsam erdacht, ist ein Irrgarten aus lauter abgerissenen, atemberaubend überdrehten Black-out-Geschichten um Amnesie! Horror!, Exotik! Da sucht eine U-Boot-Mannschaft ihren verschwundenen Kapitän und saugt sogar aus ihrem luftigen Kombüsenfraß den knapp werdenden Sauerstoff, als plötzlich ein Holzfäller unter See einsteigt, der eigentlich auf dem Trip ist, die schöne Margot aus den Fängen einer Räuberbande namens Rote Wölfe zu retten.

Da wird Udo Kier die Obsession für Hinterteile aus dem Hirn operiert, dass die Weichteile nur so in die OP-Schale purzeln, während eine Motorrad-Lady ihre zu Bruch gegangenen Knochen von einem Wunderarzt gesundstreicheln lässt, der seinerseits in die Fänge einer Bande sexuell aggressiver Frauenskelette gerät. Wenig später erschießt die verführte Patientin eines Pseudo-Dr. Freud ihr inneres Kind, das er ihr wie ein Zauberkünstler präsentiert. Ein Vulkan spricht mit glühender Lava das Urteil! Urteil! Urteil! über den sophistischen Unsinn, in dem flinke Zuschauer viele Zitate aus der angelsächsischen Hochliteratur finden können.

„The Forbidden Room“ gefällt sich in seiner Überfülle und verschleudert seine kauzigen Ideen. Und leider tauchen aus dem Kino-Gedächtnis der Filmemacher etwas abgestandene Mann/Frau-Stereotypen auf. Es hat doch andere Stars und Stoffe gegeben, die zu recyclen ein großer Spaß sein könnte. CLAUDIA LENSSEN

■ Heute, Delphi Filmpalast, 18 Uhr; 7. 2., CineStar 8, 22 Uhr; 9. 2., Akademie der Künste, 13.30 Uhr