UNTERM STRICH

Die einen wollen’s digital, die anderen nicht. Kultur per Mausklick möchte die Londoner Tate Modern. Durch das Internet entsteht nach Ansicht des Museumsdirektors Chris Dercon ein völlig neues Museumspublikum. „Es ist eine Form von Öffentlichkeit, für die wir die Gesetze und die Regeln neu schreiben müssen“, sagte Dercon (53) der dpa. „Das Museum als autoritäre Stimme im Sinne von „ich bin der Kurator“, „ich bin der Künstler, das Genie“ und „ich weiß alles besser“ ist genauso Vergangenheit wie der Kritiker, der dann sagt, „das ist gut oder schlecht“. Wie dieses Publikum funktioniere, müssten die Museen erst noch herausfinden. Die Tate Modern schreitet denn auch schon zur Tat und hat ein bisher einzigartiges Internetprojekt auf die Beine gestellt. Darin sollen Ausstellungen und Performances ausschließlich per Live-Übertragung im Internet angesehen werden können. Ein „reales“ Publikum vor Ort werde es dabei nicht mehr geben. Online anschauen statt Museumsbesuch? Klingt dann doch irgendwie fad.

Keine digitalen Bücher will man dagegen in Deutschland. Es geht doch nichts über ein gedrucktes Buch, das man blättern, knicken, riechen, ins Regal stellen kann. Das findet die große Mehrheit hierzulande, wie jetzt eine Stern-Umfrage herausgefunden hat. Nur 15 Prozent der Befragten gaben darin an, sie wollten sich Bücher künftig auch in digitaler Form kaufen. Der Rest (85 Prozent) zieht weiterhin gedruckte Bücher vor. Den größten Anklang finden E-Books in der Altersgruppe der 30- bis 44-Jährigen: Hier möchten 22 Prozent künftig Bücher in digitaler Form lesen. Dagegen wollen nur 8 Prozent der über 60-Jährigen die neue Technik nutzen. Obwohl gerade sie wissen, wie viel Platz Bücher wegnehmen.