Nach Italien!

Brummi am Bundesband

Der Bürgermeister von Venedig hat das rituelle Bewerfen von Hochzeitspaaren mit Reis bis auf weiteres untersagt. Die Körnerverkäufer vom Markusplatz wurden angewiesen, umzusatteln und künftig Eis zu verkaufen oder elektrisch beleuchtete Plastikgondeln. Eine administrative Notbremse, die verhindern soll, dass die Lagunenstadt in Taubenkot erstickt, noch ehe sie in der Adria versinkt.

Berlin hat andere Probleme. Deswegen nur mal so: Wenn das Bier in Mitte von jetzt an zehn Euro kosten würde, wäre die Stadt dann bald frei von entfesselten amerikanischen Oberschülern? Und apropos Italien: Neulich nahe der Bundespressestrandzone (auch ein Ort mit enormem Plagepotenzial). So eine sehr gekonnte Geste der Hilfslosigkeit quer über die Straße. Italiener also. Stehen da mit ihrem 30-Tonner am Band des Bundes. Wie bitte? Die Autostrada nach Italien? Gleich directamente? Ja fragt man am Broadway vielleicht nach der Schnellstraße Richtung Belorussland? Noch dazu einen Radfahrer? Liebe Lastkraftwagenfahrer aus Neapel, ich habe keinen Schimmer. Ich könnte euch nicht mal den Weg zu meinem Lieblingsitaliener erklären, und der ist in Kreuzberg. Außerdem befinden sich, wenn ich nicht irre, zwischen hier und Italien noch jede Menge hohe Berge und dunkle Tunnels, vom unergründlichen Stoiberland mal abgesehen. Scusi, Freunde, tut mir leid.

Später schlug es mir natürlich wie Knallfrösche um die Ohren: Diese Frage! Dieser Schlager aus dem Plattenschrank meiner Großeltern! Er handelte von zwei kleinen Italienern in der Gastarbeiterfremde, die so gern zu Hause wären … Wo, bitte, geht’s hier nach Italien? Fragt man sich doch pausenlos. Hier. Tief in der Seele.

SASCHA JOSUWEIT