Musik aus Kongo, Emsland, Spanien, Tuwa
: Schnell ins Konzert!

Andreas Schnell

Afrikanische Musik wird hierzulande ja gern unter dem Label Weltmusik verklappt. Was im Grunde genommen weder alles oder nichts bedeuten kann, sondern eher die vermeintlich eine Welt scheidet in, je nach Präferenz, „den Westen“ und den Rest, in Authentisches und Entfremdetes oder eben auch in Batik-Muff und Moderne. Ist natürlich Blödsinn. Nehmen wir zum Beispiel Konono No. 1 aus Kinshasa, die Hauptstadt des Kongo. Deren Musik funktioniert zwar hörbar nach anderen Parametern als das europäische Lied oder der Blues, aber sich an dem aufzuhängen, was daran als exotisch empfunden werden könnte (was ja wiederum eine höchst relative Sache ist), verfehlte den beglückenden Effekt dieser High-Energy-Musik mit massig Street Credibility, denn ihren radikalen Charme erhalten die ausgedehnten Stücke von Konono No. 1 nicht zuletzt durch den megafonierten Gesang und die oft selbst gebauten Verstärker für die Likembes, die für angenehme Verzerrungen sorgen. Nicht nur The Ex erlagen dem Charme der Band. Versuchen Sie es doch auch einmal, heute (Samstag) ab 21 Uhr in der Friese.

Es wurden durchaus auch schon Plattenläden gesichtet, die Country-Musik ins Ethno-Fach einordnen, was etwas für sich hat, insofern sich im besagten Fach ja eher traditionelle Spielweisen regionalerer Provenienz finden lassen. In diesem Sinne wäre auch der Auftritt von Hermann Lammers-Meyer & The Emsland Hillbillies ein Weltmusikkonzert. Die Formation gehört zu den dienstältesten Country-Bands aus deutschen Landen – und so peinlich wie Truck Stop sind sie auch nicht. Ab 20 Uhr im Bürgerhaus Weserterrassen.

Wieder ganz anders, aber bestimmt auch für manche Leute Weltmusik: Che Sudaka kommen aus Barcelona, ihre Mitglieder kommen aber aus Argentinien und Kolumbien und haben von dort einiges in die Beziehung eingebracht, was sie mit Ska, HipHop, Rock und Punk-Elementen zu einem Crossover verschmelzen, der sich nicht substanziell von der Musik ihrer Kollegen wie Panteón Rococó, Karamelo Santo und No Te Va Gustar unterscheidet. Am Mittwoch sind sie ab 20 Uhr im Lagerhaus zu sehen.

Ganz anders, aber gewiss in diversen Katalogen ebenfalls unter Weltmusik zu finden – wir sehen, der Begriff ist mehr als problematisch – ist unser Tipp für den Donnerstagabend: Sainkho Namtchylak war in den letzten Jahren schon mehrmals in Bremen zu Gast, mal mit größerem Ensemble und einem Programm, das auf seine Weise durchaus Pop war, mal solo, mal im extemporierten Dialog. Dieses Mal ist sie wieder allein und gibt im Sendesaal (Beginn: 20 Uhr) ein Konzert im Dunkeln. Die Sängerin beherrscht den Obertongesang ihrer Heimat, der Republik Tuwa an der Grenze zur Mongolei, ebenso wie freie Improvisation, musizierte mit Evan Parker wie mit Jan Garbarek – und ist auch ohne Begleitung ein Naturereignis.