„Man braucht viel Geduld“

Zwei Jahre lang hat Gero von Boehm für die zweite Staffel von „Paläste der Macht“ Klinken geputzt (20.15 Uhr, ZDF)

taz: Herr von Boehm, was unterscheidet Sie vom ARD-Adelsexperten Rolf Seelmann-Eggebert?

Gero von Boehm: Ich glaube, alles. Unterwürfige Hofberichterstattung liegt mir nicht. Ich versuche, mich den Herrschern des Orients mit Ironie zu nähern. Das ist meine Distanzierungsstrategie. Man darf nie vergessen, dass man es mit Menschen zu tun hat. Man darf sich von Blattgold nicht einschüchtern lassen.

Wie haben die Regenten auf Ihre direkten Fragen reagiert?

Der König von Jordanien musste schlucken, als ich ihn nach seiner Angst vor Anschlägen gefragt habe. Das schiebt er normalerweise weit weg. Ohne Verdrängung könnte er nicht überleben.

Warum haben Sie sich nach Kreml, Vatikan, Élysée-Palast und Buckingham vor drei Jahren nun die Herrscherhäuser des Orients vorgenommen?

Weil sie genau wie die Chinesen immer mächtiger werden. Herrscher wie die Emire von Kuwait und Abu Dhabi wollen nicht mehr nur Energielieferanten sein. Sie diversifizieren sich und treten zunehmend als Global Player auf. Hinzu kam, dass ihre totale Zurückgezogenheit und vermeintliche Unerreichbarkeit meinen Jagdtrieb geweckt hat: Wenn alles dagegen spricht, muss man es gerade versuchen!

Wie haben Sie das angestellt?

Zuerst mal, indem wir uns sehr viel Zeit genommen haben, zwei Jahre. Man braucht Geduld, ein dichtes Netzwerk aus Kontakten und muss immer wieder sein Interesse an einem Treffen bekunden. Selbst wenn das vereinbart und das Team angereist ist, heißt es noch lange nicht, dass es tatsächlich stattfindet. Wir haben auch mal 14 Tage gewartet.

Auf wen?

Auf den jordanischen König. Um ihn zu schützen, wird jeder Termin ganz kurzfristig anberaumt.

Klingt nach einer teuren Produktion.

Stimmt. Allein die Reisen! Essenseinladungen und Blumensträuße waren auch dabei.

Aber keine Diamanten?

Um Gottes Willen! Irgendwo hört der Spaß auf. Es ging ja nicht darum, um jeden Preis einen weißen Hirschen zu erlegen.

Wie wohnt es sich denn in den Palästen der Macht?

Wenn man den Hofstaat und die repräsentativen Räume abzieht – zumeist angenehm überschaubar. Jeder kann nur in einem Bett schlafen. Der thailändische König lebt sogar sehr bescheiden, weil er sich eher als Mönch sieht.

Welche Probleme haben diese Herrscher?

Thronfolge und Machterhalt sind eine schwierige Angelegenheit. Wer soll diesen starken Gestalten nachfolgen?

Sind Sie also nun froh, selbst nur ein bisschen adelig zu sein?

Ja. Noch mehr als vorher schon.

INTERVIEW: DAVID DENK