DIE KLEINE WORTKUNDE

Wolfgang Schäuble setzt jetzt auf Hebel, um den Euro zu retten. Bekannt ist, dass auch Schimpansen auf ähnliche Ideen verfallen. Sie kennen sogar fünf verschiedene Hebel. Damit knacken sie Bienennester, um sich am Kapitalstock der Insekten ergötzen zu können: dem Honig.

Die Bienen werden ob dieser Zwangsenteignung garstig und stechen die Schimpansen. Schäuble dagegen will ein derartig panisches Gesumse auf den Märkten beenden. Er will die entgleiste Eurowelt wieder in ihre Angeln hebeln, womit er ausgerechnet mit einem Griechen in Konflikt gerät: Archimedes. Der Entdecker des Hebelgesetzes wollte mittels eines einzigen Hebels gleich das ganze Universum aus den Angeln heben. Galileo Galilei beschreibt das so: Was man an Kraft spart, muss man an Weg zusetzen. Je größer das Gewicht, desto länger der Hebel. Wohin der zugesetzte Weg beim Euro führt ist unklar, vermutlich irgendwo ins Universum.

Was im Falle von dysfunktionalen Hebeln zu erwarten ist, lehrt uns die Zeichentrickserie „Looney Tunes“: Dort will Wile E. Coyote den Road Runner erschlagen. Coyote stellt dem Vogel also eine Falle und lauert auf einer Anhöhe mit einem Felsbrocken. Ein Stock soll ihn loshebeln, doch er ist zu kurz. Road Runner fegt vorüber, Coyote hängt hilflos zappelnd am Stock. Später wird er selbst vom Fels erschlagen. Ein böses Omen für den Euro. Zumal schon im Wort „Hebellösung“ die falsche Idee steckt, Finanzmärkte seien physikalisch berechenbar. Hier Milliarden drauf, dann hebt sich dort was. Märkte aber sind unberechenbar und manisch-depressiv. Finanzweltfrei nach Goethe: „Was sie deinem Geist nicht offenbaren mag, das zwingst du ihr nicht ab mit Hebeln und mit Schrauben.“ INGO ARZT